Donnerstag, 24. Januar 2013

Kognitives Training

4 Tage sind seit der Geburtstagsfeier vergangen, und ich bin immer noch kognitiv total erschöpft. Mein Körper reagiert mit absoluter Erschöpfung. Ich habe einen hohen IQ und mein Kopf ist ständig damit beschäftigt eventuell auftretende Situationen kognitiv durchzutrainieren. Ich versuche Situationen in allen möglichen Facetten vorweg durchzudenken und meine - für NT's angemessene- Reaktion darauf vorzubereiten. Dieses ständige Durchdenken erschöpft mich derart, und wenn dann eine noch so kleine Situation passiert, die ich nicht erwogen habe komme ich völlig aus dem Konzept. Und dann immer noch "angemessen" zu reagieren- das ist eine Höchstleistung, die aber nie als solche wahrgenommen wird.

Ich will meine gewohnten Routinen, in denen ich mich wohl fühle. Wenn sich unvorbereitete Situationen ergeben fange ich im Stillen an Gegenstände oder Wörter zu zählen. Ich zähle die Leitplanken beim Auto fahren, ich zähle die Buchstaben und Zahlen auf Nummerschildern und Verkehrsschildern, die Anzahl der Mittelstreifen. Diese Ergebnisse verpacke ich in 5er-Gruppen. Ich mag die Zahl 5. Das Zählen hilft mir und gibt mir Sicherheit. Ich fixiere mich regelrecht darauf. Allerdings muss ich immer aufpassen, dass mein Gesicht dabei nicht "entgleist". Ich stelle meinen Blick dann gerne auf "unscharf" und bewege meine Finger oder meinen Oberkörper. Allerdings ist es sehr schlimm, wenn ich dabei ertappt werde. Dann kommen Fragen wie " träumst Du" oder " "woran denkst Du denn gerade". Also auch hier gilt es gut zu schauspielern. Denn erklären werde ich dies sicherlich nicht. Ich will doch nur ein Stück meiner Sicherheit wiedererlangen. Es ist so schwer, "normal" zu wirken.

Gespräche nerven mich. Mit Grauen denke ich an Teamarbeit in Schule und Beruf zurück. Ich wäre alleine viel schneller zum Ziel gekommen. Warum denken manche Menschen nur so langsam? Dies ist auch ein Grund, warum ich sogenannte Gesellschaftsspiele nicht spielen kann. Die Wartezeit, die mein Gegenüber zum Nachdenken benötigt macht mich regelrecht aggressiv. Ich kann maximal gegen einen Computer spielen. Der ist schneller und ich kann seine "Überlegzeit" ggf. mit einem Tastendruck beschleunigen.

Gestern kam ein Brief meiner Anwältin. Ich habe Widerspruch gegen meinen SBA eingelegt und zur Teilhabe am sozialen Leben die Anerkennung des Merkzeichens "B" gefordert. Das Gericht folgt allerdings einem Gutachter der m.E. Keine Erfahrung mit Aspergern hat. So gilt für ihn die Diagnosestellung als tatsächlicher Beginn des Asperger-Syndroms. Und obwohl er mir eine starke Ausprägung des AS bescheinigt hält er ein Kennzeichen "B" für nicht notwendig. Der abrief hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Mein Radius ist stark beschränkt. So gerne würde ich auch mal ein Konzert oder Theater besuchen. Allerdings habe ich nicht die finanziellen Mittel um auch noch eine Zweitkarte für eine Begleitung zu bezahlen. Die Gedanken kreisen und lassen mich nicht schlafen. Ist das ein Leben? Bestehend aus Haus und Garten? Ist das die vielgepriesene Inklusion? Ich verzweifle gerade. Alles scheint sehr grau und traurig und öde.

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