Dienstag, 12. November 2013

Fotos

Ja, ich liebe Fotos. Irgendwann werde ich mir auch eine Spiegelreflexkamera leisten können. Mit einem Makroobjektiv. Schon immer interessieren mich Details, kleine Ausschnitte. Eines der tollsten Geschenke in meiner Kindheit war ein Mikroskop. Es fasziniert mich Dinge genau zu betrachten. Unglaublich, welche Schönheit sich in alltäglichem findet. Ich träume davon als Farbensammler durch Feld , Wald und Garten zu laufen und Momente, Farben und Formen festzuhalten.

Menschen kommen in diesem Traum nicht vor. Es sei denn, sie wissen nicht, dass sie fotografiert werden. Alte Menschen und kleine Kinder haben etwas faszinierendes. Sie müssen sich nicht 'in Szene' setzen. Sie ohne fragen zu fotografieren kommt aber nicht in Frage.

Allerdings kommt es immer mal wieder vor, dass von mir Bilder gemacht werden. Ich hasse das! Mit der Person auf dem  Bild kann ich nichts anfangen. Familienfotos sind offensichtlich für viele Menschen wichtig, für mich sind sie eine Belastung. Ich versuche stets einen Platz in der hintersten Reihe zu bekommen. Schlimmer geht immer, und das ist in diesem Film ein sogenannter Schnappschuss mit einem Smartphone. "Schau mal her". Wenn ich das schon höre. Dann wird ein völlig falsch belichtetes Bild mit furchtbarem Szenenausschnitt von mir gemacht, damit es immer erscheint, wenn ich anrufe. Gut, ich rufe nie an, deshalb wird das Bild wohl nur Speicherplatz besetzen. Aber ich werde nicht gefragt, ob ich das möchte. Ich empfinde dies als Übergriff. Bis heute kann ich auch nicht verstehen weshalb sich Menschen im Urlaub immer vor ein Objekt stellen, 'Spaghetti' sagen, dümmlich grinsen- und damit das ganze Bild verschandeln. Es dauert mitunter sehr lange bis man das Objekt einmal menschenleer fotografieren kann.

Finden sich manche Manschen so toll? Oder sind sie so unglaubwürdig, dass sie beweisen müssen, wo sie waren? Oft wird dabei der Fotoapparat in einer Verrenkung so gehalten, dass ein Selbstbildnis erstellt wird.

Natürlich gibt es Bilder von meinen Kindern.wenn jedoch jemand ein Bild aus einem der Alben herausnehmen würde und es mir zeigen, ich könnte leider nicht mit Sicherheit sagen, welches Kind das ist. Das hängt aber vermutlich mit meiner Prosopragnosie zusammen.

Irgendwie trauere ich der Zeit nach in der ein Fotofilm 36 Bilder machen konnte. Da waren Bilder etwas besonderes, wertvolles. Heute scheint es so, dass neben der Anzahl der Facebookfreunde die Anzahl der Bilder ein  Statussymbol darstellen. Und mal ehrlich- wer schaut sich die Bilder an? Genau!


Dienstag, 22. Oktober 2013

Alles politisch und ethisch korrekt

Saufen für den Regenwald oder die Moorlandschaft. Windeln kaufen und damit Impfungen verschenken. Die Einzelhandelsregale sind voll mit solchen Produkten. Wenn ich sie nicht kaufe meldet sich mein Gewissen. Aber- ich mag eigentlich kein Bier und meine Kinder passen in keine Babywindeln mehr. Also kaufen und wegwerfen? Schwierig. Wie recycelt man eine Einmalwindel politisch korrekt? Ist diese Innenfüllung auch mit dem grünen Punkt versehen? Oder muss ich die auch noch auseinanderpfrimeln? Was ich allerdings treu und brav mit den Käse- und Wurstpapieren mache. Die feine Plastikfolie vom Papier trennen und- genau- getrennt entsorgen. 

Aber nicht nur, dass ich nicht mit jedem Produkt mein gesellschaftlich ethisches Gewissen beruhigen kann. Es wird immer anstrengender und undurchsichtiger korrekt einzukaufen. Eine tiefe Verbeugung vor jeder Hausfrau/jedem Hausmann die/der dies hinbekommt. 

Ganze Städte werden Fair-Trade-Städte, da muss es doch mir möglich sein, meine Familie mit Fair-Traid und Biolebensmitteln zu versorgen. Schade, dass meine Kinder so manches Angebot verweigern und, wie ich vermute, von ihrem eigenen Geld inkorrekte leckere Dinge kaufen.

Allerdings ist auch Bio nicht gleich Bio!!!! Und wenn der Discounter Biokartoffeln aus Ägypten verkauft und im Fach nebenan regionale, konventionelle Kartollfeln angeboten werden habe ich bereits den nächsten Konflikt. Meine Familie mit Düngemittel vergiften oder lange Frachtwege, und damit die Umweltzerstörung, unterstützen. 
Fleisch aus Massentierhaltung geht nicht! Aber nachdem dieser Schritt in der Familie etabliert war versuchte ich einen Vorstoß in Richting Vegetarismus/Veganismus. Betrachtet man die Umweltvelastung durch pupsende Kühe sowie die Menge an Futtermittel, die für 1 Kilo Fleisch benötigt werden ist dies der einzig wahre Schritt. 

Ich habe auch an Eigenanbau gedacht. Eigene Kartoffeln und im Garten freilaufende Hühner. Aber ganz ehrlich - zur autarken Versorgung wird es nicht reichen. Auf meinen vegetarischen Versuch reagierte mein Sohn mit einem Tshirt mit Aufschrift 'Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg'. Ich habe verstanden, und wir haben uns soweit getroffen, dass es wieder den klassischen Sonntagsbraten gibt. Für öfters Braten würde auch das Geld nicht reichen, da politisch korrekt.......wobei ich nicht glaube, dass die Tiere das so sehen....

Und dann diese Namen für Nahrung. Wir essen Amerikaner, Frankfurter, Wienerle, ja, ich habe sogar noch eine Flasche Zigeunersosse im Keller. Vielleicht sollte ich sie als Andenken aufbewahren. Servieren kann man sie in der Flasche eh nicht mehr ohne negativ aufzufallen. Bin gespannt. Welche Produkte noch auf die schwarze Liste kommen.

Aber wir Schwaben sind ja noch schlimmer. Wir essen 'Buabaspitzle' und an Karfreitag 'Herrgottsbscheisserle'. Und damit bin ich wohl endgültig aus dem Rennen. Entweder gewöhne ich mich an das Wort Schupfnudeln, oder meine Kinder werden das nicht mehr essen. Denn der korrekte Name wäre wohl 'Genital eines kleinen Jungen' und klingt sehr kannibalisch.  An Karfreitag gibts einfach Gemüsemaultaschen anstelle der Fleischmaultaschen, damit wäre diese Hürde genommen. Puuuuh. Dazu Apfelsaft aus heimischem Streuobstwiesen zur Unterstützung eben dieser. Jawoll, so könnte es gelingen.

Allerdings würde ich sehr gerne mal wieder nen Hamburger, Pommes und Cola zu mir nehmen.  Und danach noch einen Negerkuss oder wie auch immer die Dinger jetzt heißen. Angedeutete Lippenberührung eines stark pigmentierten Menschens? Egal, ich würde gerne nen Datsch draus machen und ihn einfach genießen! Anarchisch, irgendwie spannend. Ich glaube, das werde ich demnächst mal machen.  

Aber bevor ich das mache ziehe ich meine Ökokleidung an, gefertigt in mindestens Europa. Wenn Leder, dann pflanzlich gegerbt. Bevorzugt Leinen und Hanf. Dann ist mein Gewissen zumindest ein wenig beruhigt.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Ich habe den Sommer überlebt

Und das meine ich genau so. Die Hitze ist für mich unerträglich. Irgendwie hat mein Körper ein gestörtes Wärme/Kälteempfinden. Mein ganzes Sein beschränkt sich im Sommer darauf irgendwie zu überleben. Gar nicht so einfach. Zumal mein Gehirn wie ausgetrocknet wirkt. Alles ist schwerfällig, auch das Denken. Schon die kleinsten Verrichtungen bedeuten höchste Anstrengung. Kein Weg außer Haus ohne eine Trinkflasche. Literweise schütte ich Flüssigkeit in mich hinein. Aber sie scheint zu verdampfen.
Bereits früh morgens habe ich die Markise ausgefahren, damit es nicht ganz so heiß wird. Vergebens. Jeder heiße Tag wurde zur weiteren Qual. Ich versuchte durch kalte Fußbäder Abkühlung zu erlangen. Einkäufe wurden auf die späten Abendstunden verschoben. Und immer der Blick auf die Wettervorhersage. Glückliche Menschen in Strassencafes, für mich undenkbar. Sommer bedeutet für mich lediglich Trauer, dass der Frühling vorbei ist.

Nun sinken die Temperaturen wieder. Blätter Färben sich, lösen sich, sterben. Zurück bleiben kahle Skelette. Eine schwierige Zeit für mich. Denn mit den Skeletten kommen meine eigenen düsteren Gedanken wieder heraus. Nicht gerade förderlich, dass wirklich Jeder betont, dass bald alles kahl ist und dann die depressive Jahreszeit beginnt. Das weiß ich selbst!!!!!! Und ich versuche mich abzulenken. Der Herbst hat dieses ihm eigene Licht, diese Tiefe der Farben. Ich wünschte ich hätte eine gute Fotocamera um diese Farben zu bannen. Sie sind etwas Kostbares, nur kurze Zeit im Jahr zu sehen, bevor die Welt im Grau versinkt. Diese Farben und dieses Licht ziehen mich vollkommen in ihren Bann. Doch leise, und immer lauter werden, meldet sich die Angst vor dem nahenden Zerfall. Noch überwiegt die Freude an der Schönheit der Natur, doch Tag für Tag bemerke ich, wie die Natur sich für den Winter rüstet. Ein täglicher Wettlauf gegen die Zeit. Und gegen die Depression.

Freitag, 19. Juli 2013

Sommer

Dumpfe Trägheit
Sonnenschwer tanzen Schatten
Die Welt entschleunigt
Bienen betrinken sich am Nektar

Meine Seele erhebt sich
Sucht den Klang hinter der Stille
Die Melodie, die immer war

Immer höher steigt sie
Rastlos, suchend, demütig
Tiefgründig,bereit zu verstehen

Der Wind lässt die Blätter im Rhythmus tanzen
zur eigenen Melodie
Blumen wiegen sich im Takt
Meine Seele ist frei

So fern und doch bei mir wie nie zuvor
Einen Wimpernschlag das Ganze gespürt
Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit

Ohnmächtig klein und doch unsagbar reich
Berührt, für immer verändert
Ein winziger Augenblick des Verstehens






Freitag, 12. Juli 2013

Was ist der Sinn des Lebens?

Nein, ich habe keine Antwort. Aber in der Autismussprechstunde gestern haben wir darüber geredet. Ich muss wohl lernen, nicht so 'verbissen' nach einer Antwort zu suchen. Ich halte es für möglich, dass die Antwort denjenigen begegnet, die sie nicht aktiv suchen.

Mich beschäftigt derzeit sehr, wozu all das Wissen, wozu das ständige Lernen. Wer ist weise?

Manchmal schreibe ich Gedichte und versuche dabei Worte zu finden für das was mein Sein beschäftigt. Gestern hatte ich wieder den Drang zum schreiben:

Wie Blätter an einem Baum
Jeden Tag ein klein wenig mehr
welkt mein Körper dahin
Es stört mich nicht

Die Weisheit steigt in Proportion
Mein Geist ist wacher denn je
Liegt auf der Lauer
Dürstet nach Wissen

Erfahrung zeichnet ihr Bild
Bunt, mal hell und mal dunkel
Regenbogen und Düsternis reichen sich die Hand
Ich ruhe in meinem Sein

Gelassenheit breitet sich aus
So vieles muss nicht mehr
So vieles darf

Zu alt um jung zu sterben
Zu jung um alt zu sein
Was ist der Sinn?
Warten, bis das Blatt vom Baum fällt!?

Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Sache mit der Liebe

Kaum ein Wort scheint die Menschheit so zu bestimmen. Elternliebe, Partnerliebe, käufliche Liebe.....nicht zu vergessen die sprachliche Trennung in der griechischen Sprache. Was ich sehr gut finde, dass hier für verschiedene Bedeutungen verschiedene Wörter verwendet werden. Eros als die geschlechtliche Liebe, Phileo die menschliche Liebe, und zuletzt Agape, die göttliche Liebe.

Doch alle Erklärungen reichen nicht aus um diese Begrifflichkeit zu definieren. Und genau darum geht es mir als Autistin- etwas definieren, damit ich es vollkommen verstehe.

Ich habe einen NT-Partner. Und ich bin davon überzeugt, dass er mich anders liebt als ich ihn. Ich mag verschiedene Charaktereigenschaften an ihm, Talente die er hat, Interessen, die wir teilen. Seine Aufrichtigkeit und sein Verständnis. Die Summe stimmt und ist positiv, und deshalb ist er mein Partner. Er tut mir gut. Ich mag ihn. Vermutlich wird er die Liebe mir gegenüber anders beschreiben.

Es irritiert mich von jeher, warum der Satz 'ich liebe Dich' derart oft benutzt, ja, verschwendet wird. Steckt dahinter eine Unsicherheit oder ein Absichern? Persönlich fände ich derart häufige 'Liebesbezeugungen' sehr störend. Für mich ist es Liebe, wenn mein Partner beispielsweise Telefonate für mich übernimmt. Das gibt mit mehr als ein leerer Satz.

Meine Kinder liebe ich bedingungsloser. Bis zur Geburt des ersten Kindes war es mir nicht vorstellbar einmal etwas derartiges zu fühlen. Es ist sonderbar und geht über das Gefühl des beschützen wollens hinaus. Es hat mich sehr überrascht solche Gefühe zu haben. Ich betrachte meine Kinder als wunderbare Geschenke. Und nein, ich lasse ihnen nicht alles durch und erlaube alles. Aber wir begegnen uns auf 'Augenhöhe' und ich habe sie von jeher als Persönlichkeit betrachtet und geachtet. Es ist spannend und aufregend sie zu begleiten. Jedes auf seine eigene Art und Weise.

Wie man Gegenstände, also Autos oder Kleidung lieben kann werde ich wohl nie verstehen. Ich habe keinerlei Bindung zu solchen Dingen und verstehe dies auch nicht. Nur merke ich, dass Enten, die einen besonderen Lebensstil 'lieben' sehr unglücklich und gehetzt wirken. Sollte Liebe nicht eigentlich zufrieden machen und ein gutes Gefühl vermitteln?


Eines meiner Lieblingsgedicht von Erich Fried begleitet mich schon lange auf meiner Suche nach der Antwort auf die Definition der Liebe:
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Lie

Quelle: Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996.

Sonntag, 30. Juni 2013

Gesellschaftsspiele

Glaubt man der Definition u.a. bei Wikipedia, dann versteht man unter einem Gesellschaftsspiel einen von zwei oder mehr Personen unternommenen Zeitvertreib zum Zwecke des Vergnügens.
Und hier liegt schon mein Problem. Ich spiele nicht zum Vergnügen, sondern wenn ich spiele, dann um zu gewinnen. Und ich vertreibe auch keine Zeit, ich vertreibe lästige Mücken. 

Wenn ich Menschen der Gattung Neurotypicus beim Spielen betrachte erscheint es mir aber auch nicht so, als ob es ein reiner Zeitvertreib ist. Selbst hoch gebildete Menschen können bei einem verlorenen Mensch-ärgere-Dich-Nicht total ausflippen. Der Name des Spiels amüsiert mich bei solchen Ausrastern immer besonders. Ein Hinweis auf den Namen des Spiels hebt die Stimmung des Verlierers jedoch selten. Wo ich schon bei einem Unwort bin. Verlierer. Es gibt nicht wie bei Olympia Gold, Silber und Bronze. Nein, der Zweite ist der erste Verlierer. Und genau das scheint vielen Menschen nicht zu behagen. Erfolgreich sein lässt auch die Sparte 'Vergnügen' nicht aus. Wie bereits erwähnt, ich spiele auch um zu gewinnen. Denn nur um des Spieles Willen - das macht für mich keinen Sinn. Aber wenn ich verliere hake ich das Spiel ab und fertig. Vorausgesetzt, ich spiele ein solches Spiel. Denn da gibt es ein weiteres Problem. Mein Gegner. ( komisch, dass  die Worte Gegner und Gegenspieler sowohl beim Spiel als auch im Krieg benutzt werden.). Es kostet mich unglaubliche Anstrengung, wenn mein Gegenüber überlegen muss. Länger als ca. 15 Sekunden. Dann werde ich nervös. So etwas regt mich auf. Ich verstehe nicht, wie man so lange für eine Spielentscheidung braucht. Wenn mein Gegenüber zu lange braucht muss ich abbrechen, denn dann werde ich aggressiv. Dies hat für mich dazu geführt, dass ich Spiele mit realen Personen meide. Ich spiele entweder gegen einen Computer. Oder Wirtschaftssimulationsspiele. Dabei bin ich nicht unbedingt auf die Mithilfe Dritter angewiesen. In solchen Spielen kann ich aufgehen. 

Bin ich nun a-sozial, weil ich die Regeln gesellschaftlichen Spiels nicht einhalten kann oder will? Und wie bezeichnet man diejenigen, die 'nicht verlieren können'. Sind die normaler als ich? Ich finde nicht.  Denn ich stehe zu meiner gesellschaftlichen Unfähigkeit. 

Samstag, 22. Juni 2013

Wenn Worte meine Sprache wären....

Es gibt verschiedene Studien, aber ich gehe nun einmal von 16.000 aus. soviele Wörter spricht der Durchschnittsmensch am Tag! Das macht in einem Jahr beinahe 6 Millionen Worte. Auf ein langes Leben gerechnet kommt man da rasch auf beinahe 500 Millionen Worte. Eine Person!!!!! Und die sollen alle wichtig sein? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich bin von den meisten Wörtern die mich erreichen gelangweilt. Sie streifen mich, bleiben aber leer. Ich mag es gar nicht, wenn ich Wörter verschwenden muss. Beispielsweise etwas zu erklären und mein Gegenüber ist nicht aufmerksam.  Reine Zeit- und Wortverschwendung. Es bereitet mir auch große Mühe ruhig zu bleiben wenn Menschen von sich und ihrem Tun erzählen - ganz ohne Aufforderung. Allerdings sehr belustigend ist die Tatsache, dass vergangene Ereignisse im Läufe der Jahre immer spektakulärer werden. Bein Männern gerne die Bundeswehrzeit, bei Frau sehr beliebt die Geburt des Kindes. Wären beide Ereignisse wirklich derart prägend gewesen wie es sich nach einigen Jahren anhört- tja dann gäbe es keine Soldaten mehr und auch maximal ein Kind pro Familie. Ich betrachte diese Heldengeschichten mit innerem Lachen.

Nicht mehr lachen kann ich, wenn ich Menschen Sätze sagen höre, die jeder Grammatik widersprechen. " Treffen wir uns Einkaufszentrum?" Nein, so reden leider nicht nur Jugendliche um sich irgendwie abzugrenzen. Auch Erwachsene sind auf eine gesprochene SMS- Sprache ausgewichen. Und das nervt mich! Es ist nicht schwierig in richtigen Sätzen zu reden. Zumindest für einen NT. Und der Genitiv darf gerne benutzt werden. Unsere Sprache hat so viele Feinheiten, soviele Möglichkeiten. Ich bin begeistert davon. Dazu die Dialekte. Es gibt Situationen, die kann man nur in einem Dialektausdruck richtig beschreiben.

Ich versuche täglich ein 'Wort des Tages' zu finden. Meist gelingt mir dies. Es ist manchmal ein Versprecher im Radio ( 'Staulustige') oder ein Gefühl das beim Hören des Wortes entsteht (melancholisch). Es gibt keine Bedingung für das Wort des Tages. Es ist einfach.

Mit dem Reden ist es bei mir eine etwas andere Sache. Wenn ich in unvorbereitete Situationen komme verfalle ich in eine Art selektiver Mutismus und antworte nicht oder falsch. Ich kann dies nicht ändern, und es bereitet mir große Probleme. im Nachhinein fällt mir vieles ein, was ich hätte sagen können. Aber ich hätte die Worte nicht hervorgebracht.
Meinen Kindern habe ich sehr früh gesagt, dass ich kein 'Erklärbär' bin- es fällt mir sehr schwer Wissen adäquat weiterzugeben. Verbal. Schriftlich wäre es kein Thema.

Wenn ich jedoch bedenke wieviel sinnfreies jeder Menschn jeden Tag von sich gibt- vielleicht wäre so ein bisschen Mutismus in der Gesamtbevölkerung doch gar nicht schlecht. Der Geräuschpegel würde spürbar abnehmen. Und Worte sind wertvoll- einmal ausgesprochen können sie nicht mehr zurückgenommen werden. Es wäre schön, wenn alle diese Wertigkeit erkennen würden. Und nur noch wichtige Dinge reden würden.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Warum muss ich von Autismus geheilt werden?

Ich habe einen erschreckenden Bericht gelesen, in dem beschrieben wird wie Eltern ihren autistischen Kindern Bleichmittel(!!!!) oral und anal verabreichen. Damit wird, kurz zusammengefasst, Autismus aus dem Körper geheilt. Pures Entsetzen!!! Und die Frage, die mich immer wieder beschäftigt. Warum ist es vielen NT's so wichtig, dass Autismus 'heilbar' ist.

Ich bin ich. Eines meiner Lieblingslieder ist ' i am what i am, and what i am needs no excuses' von Gloria Gaynor. Nicht unbedingt der Musik wegen, sondern aufgrund des Textes. Es hat sehr lange gedauert bis ich diesen Satz auch annehmen konnte. Würde ich eine Heilung anstreben, dann heißt dies doch, dass ich mich selbst nicht möchte. Das Gleiche gilt für meinen autistischen Sohn. Es stellt sich mit die Frage, was Menschen an Autisten mögen, wenn sie den Autismus nicht mögen. Was bleibt übrig? Ich weiß nicht, wie sich ein NT fühlt, aber das muss ich doch auch gar nicht wissen. Wäre es nicht viel sinnvoller unsere Gesellschaft so zu gestalten, dass Individuen jeglicher Gattung miteinander leben können. Und warum wollen Eltern geheilte Autistenkinder? Wie sollte dieses Kind sein? Ist es wirklich immer nur der Blick aufs Kind oder sind es nicht oftmals eigene Wünsche, die ungefragt aufs Kind übertragen werden? Nur weil viele Autisten nicht geeignet kommunizieren können und ihren Willen kundtun wird oftmals aus Eigeninteresse über sie bestimmt.

Ich will damit keineswegs die Elternliebe in Abrede stellen und auch nicht div. Therapieformen die dem autistischen Menschen helfen sich besser zurechtzufinden. Es ist toll, dass es Mittel und Wege gibt die Autisten mit starker Kommunikationseinschränkung dabei helfen, sich mitzuteilen. Mein Sohn selbst wird auch gestützt.Aber dieses penetrante Suchen nach Heilung mit immer bizarreren Formen finde ich persönlich oftmals entsetzlich. Und Bleichmittel zu verabreichen ist meiner Meinung nach Körperverletzung.

Heute verlasse ich Dich mit sehr nachdenklichen Grüßen.

Dienstag, 4. Juni 2013

Eine autistische Mutter

Ich bin eine autistische Mutter. Und ich bin es gerne. Es ist die größte Herausforderung meines Leben. Aber auch die Schönste. Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war erfüllte ich eine Erwartung. Aber was dann geschah ist das ist unbeschreiblich. Ein so tiefes Gefühl einem Menschen gegenüber- es fasziniert mich heute, fast 17 Jahre später, immer noch. Meine Kinder beim Auwachsen zu begleiten ist phantastisch. Allerdings haben auch sie schon sehr früh bemerkt, dass ich anders bin als andere Mütter. Sinnloses Rollenspiel gab es bei nicht. Aber da ich weiß, dass es für Kinder wichtig ist habe ich mich überwunden und mit den Kindern Spielgruppen besucht. Dort konnten sie gemeinsam mit anderen Kindern soziale Interaktionen üben.

Allerdings habe ich dort sehr schnell gemerkt, dass meine Art zu erziehen oftmals sehr von den Erziehungsmethoden der anderen Mütter abwich. Von Anfang an sah ich meine Kinder als vollwertige Menschen. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen das bei Kindern anders sehen. Nie wäre es mir eingefallen meine Kinder zu züchtigen. Wir haben sehr früh angefangen zu diskutieren. Regeln ohne Erklärung sind sinnfrei. Und Bestrafung für eine schlechte Note, obwohl das Kind gelernt hat? Hier habe ich stets getröstet und aufgemuntert. Und meine Kinder gelehrt, dass der Mensch nicht nur die Summe seiner Schulnoten ist. Meine Kinder sagen öfters zu mir "Du bist ganz anders als andere Mütter." Ich erschrecke bei diesem Satz etwas. Habe ich es nicht richtig hinbekommen? Leiden sie zu sehr unter meinem Sein? Es gab und gibt immer wieder Schwierigkeiten für mich. Das fängt bei Freunden der Kinder an. Ich habe große Probleme damit fremde Menschen in meinem Haus zu haben. Das ist mein Rückzugsort. Gott sei Dank habe die Kinder hierbei stets Rücksicht auf mich genommen. Es ist Gewohnheit geworden, dass spontaner Freundesbesuch ausschließlich in den Räumen der Kinder stattfindet. Wenn möglich fragen die Kinder einen Tag vorher bei mir an ob es ok ist, dass sie Jemanden mit nach Hause bringen. Wenn möglich vermeide ich den Kontakt zu den Fremdmenschen, kann aber mit Vorankündigung besser damit umgehen.

Bis heute habe ich eine Tiefe innere Abscheu gegen die Gespräche Erwachsener in den Spielgruppen und auf dem Spielplatz. Alles dreht sich nur um Windeln, politisch korrekte Ernährung und die Profilierung des eigenen Kindes. Dabei habe ich aber eine komische Eigenart der NT's entdeckt. Anstelle, dass sie direkt mit ihrem Kind angeben ("11 Monate und läuft schon") wird die Angeberei in eine Klage verpackt (" oh man, jetzt läuft er überall rum und ich muss ständig hinter ihm her sein"). Offensichtlich ist direktes Angeben verpöhnt. Ich frage mich heute noch, was das soll. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Und es ist doch kein Verdienst, dass das eigene Kind größer/schneller etc. Ist als andere Kinder. Und es ist soooooo unwichtig. Oder hast Du mal Erwachsene gehört, die sich darüber unterhalten wann sie gelaufen sind und seit wann sie ohne Windel auskommen? Aber anscheinend müssen NT's sich ständig messen. Und da viele nur ein Kind haben wird dieses 'Projekt' sehr ernst genommen und bewertet. Für mich persönlich bleibt da die Freude auf der Strecke. Mir war es auch stets egal, ob fremde Kinder vom mitgebrachten Essen meiner Kinder was ab haben wollten. Sollten sie doch. Leider sahen das viele Mütter anders. Gummibärchen statt Reiswaffel? Unvorstellbar. Mein Verhältnis zum Essen ist seit jeher entspannt. Und was soll ich schreiben? Meine Kinder sind groß geworden, ernähren sich sehr ausgewogen und haben ein normales Körpergewicht. Die Gummibärchen haben wohl doch nicht geschadet. Aber viel Freude bereitet.

Meine Kinder haben mir mitgeteilt, dass ich anders bin als andere Mütter. Aber sie finden, dass es so besser ist. Sie schätzen die Begegnung auf Augenhöhe. Und ich empfinde ihnen Gegenüber ein Gefühl, das vermutlich tiefste Liebe ist. Das größte Abenteuer meines Lebens.
Ein großer Stresspunkt sind die sozialen Kontakte, die sich zwangsläufig ergeben wie Elternabende und Schulfeste. Ich kann nicht an einem Kuchenstand verkaufen- dafür backe ich lieber für eben Jenen. Und ich möchte keinen Elternstammtisch, da mich das überfordert. Die Schulzeit der 2 Großen ist fast vorbei. Glücklicherweise.
Der Jüngste ist auf einer Sonderschule, er ist Autist mit zusätzlicher körperlicher Behinderung. Aber dort ist es einfacher, da die Lehrkräfte wissen, dass ich ein Aspie bin. In der Schule der Großen weiß das niemand. Mit Rücksicht auf die Kinder versuche ich so neurotypisch wie nur möglich aufzutreten. Das kostet mich sehr viel Anstrengung.

Ich habe mich oft gefragt, ob ich den Bedürfnissen neurotypischer Kinder gerecht werden kann. Immer wieder komme ich an meine Grenzen, und immer wieder gibt es darüber Diskussionen.  Trotz all der Mühe, ich würde mich immer wieder so entscheiden. Meine Kinder sind wirklich das Beste und der Grund, warum ich jeden Tag weiterkämpfe.

Dienstag, 14. Mai 2013

Ist meine Seele behindert?

Immer und immer wieder höre ich, dass ich als Autistin seelisch behindert bin. Das heißt ja nichts anderes, als dass meine Seele behindert ist. Hierüber habe ich viel nachgedacht. Vor allem darüber, wer oder was meine Seele ist. Im Internet nach einer Antwort zu suchen ist müßig. Die Antwort der großen Denker und Philosophen ist ebenso vielfältig. Ich persönlich mag die Meinung vieler Religionen, dass die Seele etwas unsterbliches ist. Glaubt man der Bibel, so kannte Gott den Menschen "ehe er geboren war". Und nicht wenige glauben, dass die Seele nach dem physischen Tod weiterlebt.
So betrachtet glaube ich aber nicht, dass etwas göttliches etwas behindertes schafft. Sondern eher verschiedene Modelle. Wie kann es sich dann ein Mensch- in diesem Fall bevorzugt in einem Versorgungsamt oder ähnlicher Behörde ansässig- anmaßen, meine Seele als behindert zu betiteln. Somit würde ja eine göttliche Macht beurteilt und vor allen Dingen ihr Werk verurteilt. Glaubt man nun der Bibel, so steht da ziemlich am Anfang:" Und Gott sah alles, was er gemacht hatte. Und siehe, es war ALLES gut." Mit anderen Religionen habe ich mich nicht so eng befasst, aber ich vermute, dass diese Aussage auch anderswo gefunden wird, ALLES gut. Aber nicht gut genug für deutsche Beamte. Das ist für mich eine absolute Anmaßung. Und unglaubliche Überheblichkeit.

Ich weiß, dass mein Gehirn ein paar andere Strickmuster hat. Also wäre es eher eine neurologische Andersartigkeit. Ja, das gefällt mir.  Damit könnte ich gut umgehen. Aber eine behinderte Seele? Nein, das mag ich mir von keinem Menschen bescheinigen lassen.
Sehr schön finde ich hierbei die anthroposophische Bezeichnung "seelenpflegebedürftig". Aber dies sind sicher nicht nur Autisten.

Dienstag, 7. Mai 2013

NUR Autisten

Ich habe neue Nachbarn. Eigentlich ist mir das völlig egal. Meine kontaktfreudigen Kinder haben jedoch bereits Bekanntschaft geschlossen. Also habe ich mich nach langem nachdenken dazu durchgerungen Brot und Salz zu kaufen, und gemeinsam mit meinen beiden Söhnen ( der kleine ist auch Autist mit noch ein paar weiteren Strickmusterauffälligkeiten) den Begrüssungsbesuch zu absolvieren. Meine neuen Nachbarn sind Amerikaner. Wir wurden sofort hereingebeten- das war so gar nicht von mit geplant!!!ich dachte eher an hallo sagen, Geschenk abgeben und fertig.

Wieder mal musste ich mich fügen. Da mein Sohn eine offensichtliche Behinderung hat kam natürlich schnell die Sprache auf Behinderungen. Ich war erstaunt, wie gut mein Englisch noch ist. Die Nachbarin ist Lehrerin für Kinder von US-Soldaten. ( Ja, ich gebe es zu, ich halte es gerne mit Tolstoi und bin deshalb sicher auch voreingenommen.) ich fragte sie, in welche Dchule die behinderten amerikanischen Kinder gehen. Die Antwort hat mich verblüfft. Familien, die ein Kind mit schwerer Behinderung haben werden nicht ins Ausland versetzt. Hier sind hauptsächlich autistische Kinder. Also keine schwer Behinderten. Und die werden in den Klassen mit unterrichtet.

Diese Kinder gehören ganz normal zum Alltag und werden integriert. Welch ein Traum! Dieser normale Umgang- es ist einfach ganz normal, dass in den Klassen Kinder mit 'special needs' sind. Und ihre Andersartigkeit wird nicht als schwer behindert sondern als 'anders' wahrgenommen.

Ich weiß nicht, ob das repräsentativ ist oder eben diese Auslandsschulen betrifft. Aber es hat mir wieder mal gezeigt, wieviel in Deutschland noch getan werden muss, damit auch hier gilt 'normal ist anders, anders ist normal'.

Samstag, 4. Mai 2013

OT: zurück ins Leben

Es war eine Niederlage- aber für mich ein Schritt in Richtung Normalität. Zwar war ich auf einem Sitzplatz und nicht wie sonst im Stehplatzbereich der Fankurve- aber es fühlte sich dank wunderbarer Begleitung gut an.



Dienstag, 30. April 2013

Worte verschwenden

Ja, ich bin wieder zuhause. Vorerst. Und immer noch mit einem Drainagenschlauch. Aber ich habe diese ganze Krankenhausgeschichte noch nicht verarbeitet, und da die nächste OP relativ sicher ansteht werde ich Dir sicher zu einem anderen Zeitpunkt davon erzählen.

Aber heute geht es um Worte. Worte sind für mich etwas sehr mächtiges. In der Bibel steht, dass die Welt durch das Wort Gottes entstand. Und große Veränderungen in der Geschichte wurden stets durch Worte verursacht. Handlungen sind doch immer erst Folgen der Worte.

Und ich, ich liebe Worte. Manchmal kröne ich gemeinsam mit meiner Tochter ein Wort zum Wort des Tages. Dieses kann ein wohlklingendes Wort sein, ein Versprecher, eine Eigenkreation.....
Allerdings bin ich nicht willens, meine Worte zu vergeuden. Und genau das musste ich im Krankenhaus machen. Und es ärgert mich bis heute. Folgendes war passiert: Nach der 4. OP spürte ich wie mein Körper immer mehr mit den Folgen zu kämpfen hatte. 3 OP's binnen 10 Tagen erschöpften mich. Die Schmerzen wurden sehr angenehm. Ich vermute, dass mein Schmerzgedächtnis mir zusetzte. Ich bekam also ein weiteres Schmerzmittel. Ich möchte betonen, dass ich aus der nun folgenden Situation keinem Arzt einen Vorwurf mache. Ich bekam ein Schmerzmittel, das als Mittel der Wahl oft verabreicht wird. Meine Schmerzen wurden auch besser. Allerdings wurden auch meine Depressionen schlagartig sehr schlimm, ich wollte mir das Leben nehmen. Dazu kam übermäßiges Schwitzen, Tremor,...... 2 wunderbare Ärzte suchten lange das Gespräch mit mir. Einer hatte tatsächlich auch alles von Hesse gelesen! Ich fand, dass ihn das auszeichnet. Der andere Arzt blieb da, obwohl er bereits Schichtende hatte. Sehr nett. Leider wurde ich ein paar Tage später in ein anderes Krankenhaus verlegt. Bei gleicher Medikamentation. Nach einer weiteren OP und weiteren körperlichen Nebenwirkungen sowie anhaltender Depression kam mir langsam ein Verdacht. Serotonin-Syndrom. Ich nehme Antidepressivas. Und das Schmerzmittel kann zusammen mit diesen ein Serotonin-Syndrom erzeugen. Dieses erkennt man an depressiver Verstimmung, übermäßigem Schwitzen, Tremor,........ So ganz spaßig ist das nicht, im Extremfall ist es lebensbedrohend. Ich versuchte also, der Pflegerin zu erklären, dass ich vermutlich ein Serotonin-Syndrom habe. Sie schaute mich an und meinte, dass sie das Schmerzmittel eh nicht mehr in der Dosierung 100mg habe, ob ich es denn dann in der Dosierung 150mg haben möchte. Hallo!?  Hatte ich nicht gerade auf die fragliche Wechselwirkung hingewiesen!? Ich verblieb dann so mit ihr, dass ich das Schmerzmittel nicht mehr wollte.
Eigentlich bin ich nicht geneigt, 2x das Gleiche vorzutragen. Aber ich habe mich überwunden und einer anderen Pflegekraft das Gleiche erzählt. Wieder mit dem Ergebnis "Aha"!? Da war ich wirklich sehr erschüttert. 3x das Gleiche erzählen?! Ich versuchte es tatsächlich ein drittes Mal. Es bedurfte sehr viel Überwindung, aber ich erklärte dem Arzt was ich vermute. Er schien überhaupt als Erster  zu verstehen, was ich meinte und war dann auch der Meinung, dass ich das Schmerzmittel besser weglasse. Ich war total frustriert. Ich musste soviele Worte an Enten verschwenden. Und das auch noch in verkehrter Rolle. Eigentlich ist es nicht Patientenpflicht auf derartige Unverteäglichkeiten hinzuweisen. Gut, ich kannte zumindest die Möglichkeit und Wirkungsweise. Ich bezweifle aber, dass dies jeder Patient von seinen Arzneimitteln kennt.( Ja, ich gehöre zu den Beipackzettellesern.)
Aber am meisten ärgert ich wirklich die Verschwendung von Worten. Es mag Menschen geben, die nur um des Redens willens reden, dafür sind mir Worte aber zu wichtig und zu mächtig. Ich bin frustriert, immer noch.

Donnerstag, 18. April 2013

Schlimmer geht immer

3 OP's innerhalb einer Woche- ich habe sie ertragen weil ich dachte, es wird besser. Wurde es aber nicht. Dank der tollen Behandlung in der Uniklinik ( ja, ich kann auch Ironie!) ist die Wunde überhaupt nicht verheilt, im Gegenteil. Ich wurde ja bereits einmal in die Uniklinik zurückgeschickt ist Verdacht auf Platzbauch. Dort wurde mit einem Blick festgestellt, dass es das nicht sein kann. Tja, komisch nur, dass sich bei der ersten der 3 Operationen ein Platzbauch zeigte- sprich, die Naht der Inneren Bauchdecke war aufgegangen und der Magen drückte durch. Dazu kommt noch ne Menge Eiter. 3x wurde jetzt schon ein neuer Schwamm eingelegt und die Wunde wird per Vakuum abgesaugt. Ich weiß nicht wie es Enten in einer solchen Situation geht- mir geht es beschissen!!!! Ständige Schmerzen, ständiges gefesselt sein an Schläuche.

Gestern teilte mir dann der sehr, sehr fähige und nette Arzt mit, dass er ab Samstag Urlaub hat und ich in ein anderes Krankenhaus verlegt werde. Dort folgen weitere OP's, und evtl. Eine Bauch-irgendwas-Plastik. Das war zuviel für mich. Weißt du, ich zahle hier jeden Tag €30,-- selbst, damit ich im Einzelzimmer liege. Jeder Tag mehr im Krankenhaus macht mir mehr finanzielle Sorgen. Dazu habe ich vorgestern zufällig einen Fernsehbericht über genau diese Operation gesehen. Ich ahne, wieviel Schmerz noch auf mich zukommt.
Mein Patenkind, das mir sehr nahe steht, hat am Sonntag Konfirmation- ohne mich. Wir sind beide sehr traurig deshalb. So kam eines zum anderen.......und da dachte ich mir es wäre toll, wenn endlich Ruhe wäre. Schmerzfreiheit. Mein Sohn hatte nichts besseres zu tun als diese Gedanken dem Stationsarzt mitzuteilen. Du ahnst nicht, was dann hier los war. Man wollte mich zwangsverlegen in die Psychiatrie, wogegen ich mich ernsthaft gewehrt habe. Es versteht einfach niemand, dass ich nicht mehr kann. Leider habe ich dem Arzt versprochen, dass ich heute noch da bin. Dabei hätte ich so einen schönen, ruhigen Abgang machen können. Ganz friedlich. Und schmerzfrei.

Ich bin wütend und zu Tode betrübt. Einsam in mir selbst. Ich liege und leide hier wegen der Selbstgefälligkeit eines NT's. Er weiß noch nicht einmal, was er verursacht hat, und wenn er es wüsste würde dies sicherlich sein Bewusstsein nicht wirklich betreffen.

Ich bin ausgeliefert. Und wieder gelingt es niemandem zu mir durchzudringen. Es gibt nur mich und meinen Verstand. Er ist die einzig konstante Verlässlichkeit für mich. Aber auch er weiß mir keinen abschließenden Rat. Ich werde viel nach- und durchdenken müssen. Jetzt habe ich mich gerade an das hiesige Krankenhaus und seinen Ablauf gewöhnt, jetzt muss dies alles wieder von Neuem beginnen. Wenn die Kraft zu Ende geht,..........

Sonntag, 7. April 2013

Wenn etwas schief geht, dann richtig

So könnte ich meine Krankenhausgeschichte der letzten paar Wochen beschreiben. Völlig unbefangen ging ich zu meinem Internisten in der Hoffnung, dass er mir eine neue Medizin gegen meine crohnischen Entzündungen hat.  Er machte kurz eine Sono- und überwies mich direkt ins Universitätskrankenhaus. Schneller als mein Kopf mitkam war ich dort an Apparate gefesselt und musste zig Untersuchungen ( Endoskiopie, CT,...) ertragen. Resultat: Darmverschluss - Op. Soweit so schlimm. Leider war kein Einzelzimmer zu bekommen und so hatte ich in 10 Tagen 3 verschiedene Zimmernachbarinne. Die Letzte hat mich psychisch so erschöpft, dass ich nachts einen Heulkrampf bekam und eigentlich abhauen wollte. Sie ging bei offener Tür auf Toilette, rülpste, duschte sich nicht, war dem Pflegepersonal gegenüber unglaublich. Und ich lag gefesselt im Bett- mit einem Bauchschnitt quer. Die Narbe hat auch niemand interessiert, Schmerzen, die ich spürte könnte ich laut Arzt gar nicht haben. Ab dem 2. Tag nach Op sollte ich ohne Schutz duschen.....nach 10 Tagen wurde ich mit einem Entzündungswert von 30 entlassen......
5 Tage später sollten beim Hausarzt die Klammern entfernt werden. Ich hatte die ganze Woche stärkste Schmerzen. Plötzlich lief aus dem unteren Teil der Narbe Wundwasser etc.....und sie war ca. 4 cm offen. Abends war alles durchnässt und ich kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, dorst stellte man fest, dass unter der Narbe ein etwa 5cm langer Tunnel offen ist. Dieser muss zuwachsen. Deshalb jeden Tag Wundversorgung. Die Narbe muss offen bleiben bis wildes Fleisch darunter gewachsen ist.
Abwechselnd war ich beim Hausarzt, Notdienst oder in de Uniklinik. Heute früh wachte ich dann auf, - mein Bett nass!!!! Der obere Teil der Narbe war auf. Gleiches Spiel- Notaufnahme......was der Arzt so alles aus der Wunde fischte war ekelig- und schmerzhaft. Meinem Mann habe ich die wohl sehr weh getan beim Hände drücken. Und er, der eigentlich sehr viel ab kann, ist beinahe umgekippt. Allerdings rät mir der Notarzt dazu die gesamte Narbe nochmals zu öffnen,......näheres will ich Dir nicht antun......Schwamm rein, nach einer Woche erneut Op und Dchwamm wieder raus.

Abgesehen von den Schmerzen- ich komme mit dem Kopf nicht mit!!!!! Ich bekomme das alles nicht mehr verarbeitet und durchdacht. Und ständig eine fremde Umgebung und ständig fremde Menschen die mich anfassen. Mein Asperger-Syndrom wird nicht beachtet. Ich bin gerade sehr ratlos. Ich habe das Gefühl, dass ich das nicht mehr schaffe. Den Einzelzimmerzuschlag würde ich ja sogar selbst bezahlen( von was auch immer)- aber das interessiert niemand. Ich werde Dir berichten wie die Irrfahrt weiter geht.......

Mittwoch, 13. März 2013

Im Krankenhaus

So schnell kann's passieren- ich liege im Krankenhaus. Die Schmerzen wurden sehr, sehr stark und die Untersuchungen ergaben, dass es mal wieder so weit ist. Mein Bauch wird aufgeschnitten- ich hasse es. Im Krankenhaus fühle ich mich derart ausgeliefert.  Und abhängig.

Wir haben alleine ca. 5 Stunden in der Notaufnahme verbracht. Als dann klar war, dass ich da bleiben muss wollte mein Mann ein Einzelzimmer für mich organisierend. Gibt es derzeit keine, da zu viele Patienten da sind. Dabei hätte ich den Aufschlag selbst bezahlt. Jetzt muss ich also mit einer wildfremden Person in einem Zimmer liegen- und das Bad teilen. Das ist derart anstrengend für mich!!!! Die meiste Zeit habe ich Ohrhörer drin. Aber ich möchte auch nicht, dass fremde Personen meine Diagnosen mitbekommen!!!

Dazu muss ich noch schnell von der Notaufnahme berichten. Mein Mann saß am Tisch - unter diesem stand ein Abfalleimer mit der Aufschrift 'Datenschutz'. Darin lag ein nicht zerknülltes Stück Papier. Darauf stand der Name, Geburtsdatum...einer Frau, dazu ihre Diagnosen ( Gewichtsverlust, Magnetband, Therapien)..... Wohl gemerkt, mein Mann musste nur nach unten schauen. Ich bin entsetzt !!!! Nicht besser war es, als ich beim CT mit anhören musste, wie die Diagnose eines anderen  Patienten ist (Lungenembolie).  Ich habe mal wieder den Eindruck, dass Datenschutz im Krankenhaus nicht stattfindet. Ich bin entsetzt.

Donnerstag, 7. März 2013

Gesichtsblindheit (Prosopagnosie)

Es ist schon so oft passiert. Und fast immer kommt der gleiche Spruch:" du kennst einen aber auch nicht." Dies geschieht immer dann, wenn ich auf Menschen treffe, die ich in einem anderen Zusammenhang abgespeichert habe. Meine Kinder feixen immer wenn mich beim Einkaufen irgendjemand anspricht und mich fragt wie's mir denn geht und was wir so machen. Durch jahrelange Erfahrung damit kann ich nun sehr gut antworten und so tun, als ob ich das Gegenüber erkenne, nur für meine Kinder ist die Lage sofort klar und sie schließen immer mit der Frage "du hattest keine Ahnung wer das war, oder?"ab. Das mag lustig klingen, ist es aber für mich nicht. Es ist ist nicht so, dass ich Gesichter verschwommen wahrnehme. Ich kann darin nur überhaupt nichts erkennen. Augen schaue ich mir nie an, das bereitet mir körperliches Unwohlsein. Und so mache ich Menschen an anderen Dingen fest. Sei es auffallender Schmuck, ein bestimmtes Parfüm, eine ausgefallene Haarfarbe. Wenn sich dies dann aber ändert wird es sehr schwierig für mich. Und beim Autofahren ist es sogar unmöglich in so kurzer Zeit Jemanden zu erkennen. Angeblich sieht meine Tochter mir sehr, sehr ähnlich. Ich kann das nicht sehen. Es wäre mir auch unmöglich eine 'Täterbeschreibung' von Ihnen oder meinem Mann abzugeben. Sobald ich sie nicht mehr sehe weiß ich nicht mehr, wie sie aussehen. Ausnahmen bilden starke Veränderungen. Damit meine ich eine verbrannte Gesichtshälfte oder ähnliches. So etwas kann ich mir merken. Aber ein 'Durchschnittsmensch' muss mir schon sehr vertraut sein, damit ich ihn erkennen kann. Und dies geschieht dann mehr durch seine Körperhaltung, typische Bewegungen etc. Sehr seltsam ist es beim träumen. Wenn ich mich an einen Traum erinnern kann, dann war dieser immer gesichtslos. Ich weiß zwar, wer die Person sein sollte, aber das Gesicht ist völlig grau. Im Kino habe ich mir einen Film angesehen, in dem 2 Schauspieler jeweils 6 Rollen gespielt haben. Meine Freundin hat mir immer zugeflüstert, wer das nun wieder ist. Es war für mich einfach nicht erkennbar. Ich glaube, dass mich viele Menschen für sehr arrogant halten weil ich nicht grüsse, aber das liegt vielmehr daran, dass ich sie in einem anderen Kontext abgespeichert habe. Ich könnte nicht einmal mich selbst beschreiben. Neulich hatte ich unsortierte Kinderbilder in der Hand- und war nicht fähig, diese meinen Kindern zuzuordnen. Glücklicherweise hilft in solchen Momenten das Datum auf der Rückseite des Fotos. Es ist nicht so, dass ich unter dieser Einschränkung leide. Ich kenne es ja nicht anders. Und da sich meine Sozialkontakte eh sehr beschränkt halten bleibt es meist bei den- für meine Kinder lustigen- Vorfälle beim einkaufen.

Montag, 4. März 2013

Depression

Deprimiere - das ist lateinisch und bedeutet niedergedrückt. Genau so fühlt es sich an. Eine Dunkelheit liegt auf meinem Sein. Ich fühle mich vom Leben und seinen Erwartungen erdrückt. Absolute Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Trauer. Dazu kommen unglaubliche Schmerzen, die mich schon mein halbes Leben lang begleiten. Es gibt Arznei- in diesem Fall Cortison. Dies hat mich- mal wieder- aufgehen lassen wie eine Dampfnudel im Ofen. Und es hat meine Bauchspeicheldrüse ruinier- ergo wurde ich Diabetikerin, insulinpflichtig. Und meine Knochendichte ist schon ganz schön im Ar***. Es gibt gegen jedes Wehwehchen eine andere Arznei- und ich will nicht mehr. Der Preis- noch stärkere Schmerzen bis, ja bis...... Es erscheint mir manchmal so ungerecht. Ich will das nicht mehr. Es gibt evtl. Alternativen. In Israel wurden vielversprechende klinische Tests mit Cannabis gemacht. Die meisten Probanden mit gleichem Krankheitsbild können auf sämtliche Arznei verzichten. Dabei geht es nicht um den Rausch- das Cannabis wird wie Kamille verdampft und eingeatmet. Um in Deutschland eine solche Genehmigung zu erhalten ist es ein schwieriger Weg. Ich möchte kein illegales Cannabis- die Konsequenzen sind es nicht wert. Tja, und dann bräuchte man einen Arzt, der einen dabei unterstützt. Das wird meiner vermutlich nicht machen. Er beschäftigt sich gerne mit seiner Technik und die Vorzimmerdame will mir jedes Mal einen Facharztvertrag unterjubeln. Ich war da schon einige Zeit lang nicht mehr, Vertrauen habe ich eh nicht. Nächste Idee wäre wieder einmal eine OP. Aber dann muss ich wieder mit einer fremden Person in einem Zimmer liegen. Das schafft mich psychisch total. Und ich kann dann nicht mal weglaufen. Diese Idee fällt also auch weg. Nein, ich igle mich ein, antworte das Nötigste und warte ab. Diese schwere Last, die mich so erdrückt, sie erschöpft mich. Ich habe das Gefühl, dass ich es Keinem mehr recht machen kann- also mache ich jetzt gar nichts mehr. Draußen scheint die Sonne- aber nicht in mir. Sie prallt an mir ab. Mir ist kalt und dunkel. Ich kenne das, es war schon öfters so. Aber das macht es nicht besser. Oder einfacher.

Freitag, 1. März 2013

Sinn und Unsinn

"Das macht doch keinen Sinn". Diesen Satz habe ich schon unzählige Male hören müssen. Aber er ergibt kein Bild in meinem Kopf. Was ist Sinn oder gar Unsinn. Weder entscheidet darüber ob eine Handlung sinnig oder unsinnig ist. Seit langer Zeit versuche ich dieses Wort zu ergründen. Einerseits wird es benutzt um eine Handlung zu bewerten. Gerne auch von Lehrern oder Vorgesetzten. Dann gibt es jedoch noch "sinnlich" - das Pendant dazu wird jedoch nie benutzt. Oder hast Du schon einmal gehört, dass von einer unsinnliche Frau gesprochen wird? Sinnlich und Sinn haben doch den gleichen Ursprung. Die Sinn-Frage ist jedoch eine große philosophische Frage, Sinnlichkeit nur eine oberflächliche Beschreibung. Du kannst mir nicht erzählen, dass man mit einer "sinnlichen" Frau die "Sinnfrage" erörtern möchte. Zumindest wenn man neurotypisch ist. Ich finde diese Frage sehr spannend und höre gerne, was Andere als den "Sinn des Lebens" bezeichnen. Oftmals finde ich die Antwort "42" als die Beste, denn viele "sinnige" Antworten halte ich persönlich für "Unsinn". Wie kann man sein Leben nur auf materiellen Wohlstand ausrichten und an Gebrauchsgegenständen hängen? Das ist für mich persönlich Unsinn. Mein Herz hängt in meinem Körper und nicht an irgendwelchen Gegenständen. Und es schlägt für mich und keinesfalls für irgend eine sogenannte Prominenz. Aber wie werde ich jetzt eigentlich sinnlich? Und habe ich dann bessere Chancen eine abschließende Antwort auf die Sinnfrage zu bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass roter Lippenstift und Dessous diesen Denkprozess verbessern. Ergo ist diese ganze "Sinnerei" ein großer Unsinn. Ich werde weiter darüber nachdenken. Und vielleicht gibt es ja irgendwann ein Bild dazu in meinem Kopf.

Montag, 25. Februar 2013

Beerdigung

Es war heute mal wieder so weit. Ich durfte auf eine Beerdigung. Die Wortwahl mag Dich erschrecken, denn sterben kommt in unserer Gesellschaft eigentlich nicht vor. Ältere Menschen werden bestenfalls "best ager", aber sterben ist nicht vorgesehen. Für mich ist das anders. Mir steht nur meine allerallerengste Familie nahe. Alle anderen sind mir egal. Egal im Sinne von ' es macht mir nichts aus wenn sie sterben'. Lästig wird es wenn ein sog. Promi stirbt, denn dann erfahre ich durch die Medien Dinge über ihn, die ich gar nicht wissen will und mein Tag wird durch wiederkehrende Berichterstattung gestört. Heute war es also eine Person, die mir nicht nahe stand ( also außerhalb dem Radius Kinder, Mann, Eltern, Geschwister). Umso interessanter war es für mich. Ich mag Beerdigungen! Enten sind dort so ehrlich wie sonst nie- und offensichtlich verlogen wie sonst auch nie. Damit meine ich einerseits die nahen Verwandten, die schluchzend und weinend am Grab stehen. Besonders der Moment, in dem der Sarg nach unten gelassen wird, ist interessant. Häufig beginnen da die NT's zu weinen. Ich glaube fest, dass viele Menschen nur in solchen Situatinen wirklich echt sind. Andererseits gibt es diese Nachrufe. Ich mag ja Biographien und höre sie mir immer gerne an. Aber oftmals kommt mir das Lied "Ehrenmann" der Toten Hosen in den Sinn:...." Er war doch nur ein Arschloch, warum sagt niemand die Wahrheit?....." Ich weiß, man darf nicht schlecht über Verstorbene reden ( warum eigentlich nicht?), aber was da manchmal erzählt wird! Es sind immer die besten Menschen gewesen, Edel, selbstlos und gütig. Komisch, dass ich sie teilweise anders erlebt habe.... Aber sei's drum. Noch etwas zieht mich zu Beerdigungen hin. Ich glaube man nennt es synergetischen Effekt. Ich kann Gefühle fremder Menschen nicht erkennen- aber ich spüre sie, wenn sie extrem sind. Das kann auch in anderen Situationen passieren, aber auf dem Friedhof habe ich gute Chancen, dass ich es spüren kann. Ich mag dieses Gefühl. Eigentlich berührt mich fast nichts wirklich. Außerhalb meiner Familie. Aber diese vielen Menschen die heulend rumstehen geben ein so schönes Kribbeln ab. Mein größtes Problem bei Beerdigungen ist, dass ich mich 'angemessen' verhalte. Ich musste schon mal beinahe laut loslachen, da ich anstelle von "wir kommen vor Dir in Ehrfurcht" - 'in Erfurt' gelesen habe. Sowas gilt es natürlich zu unterdrücken. Und ich gaffe vermutlich sehr, weshalb Beerdigungen im Sommer besser sind. Da kann ich eine Sonnenbrille tragen. Vor einem habe ich allerdings Angst- vor dem Tag, an dem meine Eltern sterben. Sie sind mein Ankerpunkt, mein sicherer Hafen. Und ihre Beerdigung wird dann nicht schön sein. Ich hoffe, dass es noch dauert bis dahin.

Freitag, 22. Februar 2013

Mode

Wenn ich das Wort Mode höre muss ich unweigerlich an das wunderbare Gedicht von Erich Kästner denken: Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen? Plötzlich färben sich die Klassefrauen, weil es Mode ist, die Nägel rot! Wenn es Mode wird, sie abzukauen, oder mit dem Hammer blau zu hauen, tuns sie's auch und freuen sich halbtot. Wenn es Mode wird, die Brust zu färben oder - falls man die nicht hat - den Bauch... wenn es Mode wird, als Kind zu sterben oder sich die Hände gelb zu gerben bis sie Handschuh'n ähneln, tun sie's auch. Wenn es Mode wird, sich schwarz zu schmieren, wenn verrückte Gänse in Paris sich die Haut wie Chinakrepp plissieren, wenn es Mode wird, auf allen Vieren durch die Stadt zu kriechen, machen sie's. Wenn es gälte, Volapük zu lernen, und die Nasenlöcher zuzunähn und die Schädeldecke zu entfernen und das Bein zu heben an Laternen morgen könnten wir's bei ihnen seh'n. Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln immer auf den ersten besten Mist. Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln! Und sie sind auf keine Art zu zügeln, wenn sie hören, daß was Mode ist. Wenn's doch Mode würde, zu verblöden! Denn in dieser Hinsicht sind sie groß. Wenn's doch Mode würde, diesen Kröten jede Öffnung einzeln zuzulöten, denn dann wären wir sie endlich los. Ich finde, der Mann hatte eine ganz gute Menschenkenntnis. Wenns nach mir ginge müsste es lediglich Jeanshosen und dunkle Oberteile geben. Das war schon immer das, was ich am liebsten anziehe. Als ich noch berufstätig war musste ich in Bluse und Rock oder feiner Stoffhose erscheinen. Ich kam mir jeden Tag wie verkleidet vor. Eigentlich würden mir 3 gleiche Jeans und 3 gleiche Oberteile ausreichen. Ich mache mir auch nie stundenlang Gedanken was ich anziehen soll. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Satz ein, den Verkäuferinnen so gerne verwenden: " Das können Sie aber gut tragen". Ja, ich weiß, ich kann das Kleidungsstück tragen, aber eigentlich wollte ich es anziehen..... Es ist ein Horror Kleidung in einem Geschäft zu kaufen. Zuerst einmal eine Verkäuferin die es abzuwimmeln gilt. Nichts schlimmeres als eine fremde Person, die den Vorhang zur Umkleide aufreißt. Dann aus-und-umziehen in einer stinkenden Kabine, immer lauernd, dass niemand " aus versehen die falsche Kabine erwischt". Überall Spiegel- ich hasse Spiegel!!!!! Aber da ich keine Kommentare der Verkäuferin ab kann muss ich mich in dem engen Kasten entscheiden. Nach 5 Minuten kommt dann die Frage der Verkäuferin " alles klar bei Ihnen?" Sie lauert ja bis jemand raus kommt. Vermutlich gibts Provision pro verkauftes Kleidungsstück oder eine Zielvorgabe. Nach einer gefühlten Stunde bin ich endlich wieder in meiner Kleidung, die einfach besser passt als alles Neue. Dafür sehe ich aus wie frisch aufgestanden. Die Haare sind total verwuschelt, ich schwitze vor lauter Stress. Und das alles nur wegen Kleidung? Ich hab's aufgegeben. Ich bestelle. Und schicke gegebenenfalls wieder zurück. Soviel Stress ist das alles nicht wert. Und ob mein Kleidungsstil in oder out ist- mir doch egal. Schwarz geht immer. Und Jeans auch. Es amüsiert mich allerdings zu sehen, wie sehr manche Enten nach der Mode gehen. Älter werden wurde ja eh abgeschafft und so sieht man Damen jenseits der 50 mit knappen Minis in grellen Farben, vollschlanke Frauen in Hüftjeans mit bauchfreiem Top und noch viele weitere modische Verirrungen. Und ich frage mich mal wieder was Enten-Freundschaften eigentlich wert sind. Oder soll das wirklich toll sein? Ich versteh's nicht!

Dienstag, 19. Februar 2013

rien ne va plus

...wenn nichts mehr geht. Seit meiner Teenagerzeit passiert es immer wieder. Depressionen legen sich über mein ganzes Sein. Alles wird zu einer riesigen Herausforderung. Selbst normale Tätigkeiten kann ich nur noch unter größter Anstrengung ausüben. Es beginnt mit dem Aufstehen. Mein Körper will nicht, er kann nicht. Ich schleppe mich mit eisernem Willen in den Tag. Sobald die Kinder aus dem Haus sind verfalle ich auf der Couch in einen komaähnlichen Schlaf. Ich bin körperlich total erschöpft und suche Auswege. Der Pizzadienst oder der Gefrierschrank müssen fürs Mittagessen herhalten. Danach wieder völlige Ermüdung. Das Einzige was ständig läuft und läuft ist mein Gehirn. Es arbeitet auf Hochtouren, gönnt mir keine Erholung. Ich war deshalb bereits einmal 4 Monate in einer Klinik. Ich weiß, dass ich dort wieder hin sollte- aber als Mutter eines schwerstbehinderten Kindes geht das nicht einfach so. Meine Gedanken kreisen, rotieren, sie verwirren mich. Ich habe Angst den Bezug zur Realität zu verlieren. Telefonanrufe nehme ich nicht mehr an- jedes Klingeln erschreckt mich. Post öffne ich nicht mehr, Emails ebenso nicht. Ich war seit Monaten nicht mehr in der Autismussprechstunde, aber ich bring's nicht fertig einen Termin zu vereinbaren und die Züge zu buchen. Alles wirkt dumpf und leer und traurig. Alles überfordert mich. Ich Kämpfe einen großen Kampf und niemand bemerkt ihn. Ich will frei sein von dieser Geisel die mich gefangen hält. Ich will einfach nur leben. Mein Leben.

Samstag, 16. Februar 2013

Ich bin nicht BETROFFEN oder ERKRANKT

Diese zwei Wörter entfachen bei mir eine riesengroße Wut. Menschen sind von Umweltkatastrophen betroffen. Betroffen kommt doch irgendwie von "treffen". Und es ist keineswegs so, dass das Aspergersyndrom via Tröpfcheninfektion in der Luft schwebt und ich mich damit angesteckt habe. Und erkrankt bin ich an einer Darmentzündung. Aber nicht an Autismus. Es ist keine Krankheit!!!! Das für mich zuständige Versorgungsamt hat mit Autismus offensichtlich auch so seine Probleme. Dort werde ich als seelisch erkrankt geführt. Komisch, dass ich dann keinen Seelsorger bekomme? Also, dass meine Seele erkrankt ist finde ich sehr belustigend- was war nochmal die Seele und wo ist sie genau in meinem Körper? Alternativ habe ich eine Verhaltensstörung. Und immer wieder fällt das Wort betroffen. Ich kann es nicht mehr hören! Das klingt neben einer Naturkatastrophe nach etwas, was mich ge- troffen hat und seither über mir steht. Autismus ist aber meine Art des Seins. Es steht nicht über mir, sondern es ist "ich". Ich lese soviel von Individualität- oftmals um jeden Preis. Niemand will offiziell uniform sein- die Wirklichkeit sieht wohl anders aus. Man beachte nur die seltsamen Modeerscheinungen und Enten die sich damit schmücken um dann eher wie eine gerupfte Gans auszusehen. Aber offiziell ist es doch "in" sein eigenes Ding zu machen. Nun, ich würde dies gerne. Aber es ist mir nicht gestattet. Zuviel Autonomie oder Abweichung von der Norm ist nicht gestattet. Inklusion bedeutet doch eigentlich, dass sich die Gesellschaft dahingehend öffnet, dass Menschen, die anders sind, als Teil dieser Gesellschaft leben können. Deshalb gibt es die Genfer Konvention, und deshalb spricht man nicht mehr von Integration, bei der sich die Person einfügen muss, sondern von Inklusion, bei der sich die Gesellschaft ändern muss. Leider ist dieses Wort nicht das Papier Wert auf dem es steht. Ich lebe immer weiter zurückgezogen. Versuche, sowenig Berührungspunkte wie nur möglich mit der "Gesellschaft" zu haben. Meine Teilhabe daran wird mir verwehrt, da ich keine Begleitperson zugesprochen bekomme. Bitte, Welt da draußen, akzeptiert mich doch so wie ich bin.Führt mich nicht vor wie Affen im Zoo (" ich habe auch eine Bekannte die behindert/Autist ist"), sondern nehmt Euch die Zeit mir zuzuhören und versucht,muss zu verstehen. Ich versuche auch ständig, Euch zu entschlüsseln. Steht mir meine Eigenheiten zu und verurteilt mich nicht ständig. NORMAL IST ANDERS!

Mittwoch, 13. Februar 2013

Mein Navi, mein Smartphone, mein Tablet

So könnte das klingen, wenn ich nach den wichtigsten Gebrauchsgegenständen gefragt werde. Da ich absolut keinen Orientierungssinn habe ist es undenkbar das Haus ohne Navi zu verlassen. Zur Sicherheit habe ich ein mobiles Navi und ein Navigationsprogramm auf meinem Smartphone. Denn einmal hat das Navi unterwegs nicht mehr funktioniert und ich war absolut hilflos. Ich bin schon stundenlang durch Stuttgart gefahren ohne die richtige Strasse richtung Heimat zu finden. Verkehrsschilder erschließen sich mir überhaupt nicht. Und Autobahnnummern erst recht nicht. Angeblich soll man ja erkennen wohin die Autobahn führt. Ich bin leider schon viel zu oft am falschen Platz herausgekommen. Stundenlang!!!! Bin ich in die falsche Richtung gefahren. Selbst bei Strecken im näheren Umfeld nutze ich das Navi. Wenn wir zusammen unterwegs sind fährt generell mein Mann. Seit 6 Jahren fahren wir wöchentlich mit unserem Jüngsten zur Reittherapie. Und erst gestern habe ich mich im Kreisverkehr wieder gewundert wo mein Mann abbiegt. Wer diese Kreisel verbrochen hat gehört inhaftiert. Ich bin schon gekreiselt bis mir schwindelig wurde. Der richtige Weg hat sich mit dadurch aber trotzdem nicht erschlossen. Allemal kann ich feststellen, dass mein Auto den Elchtest bestehen würde. Auf meinem Smartphone habe ich dann noch ein Fußgängernavi und ein Programm, das mich zum geparkten Auto zurückleiten soll. Die Sache mit dem Fußgängernavi ist allerdings sehr unausgereift, denn Anweisungen wie " halten Sie sich nördlich" bringen mir gar nichts, und so habe ich in Freiburg für einen 500m-Weg beinahe 3 Stunden benötigt.allerdings benutze ich mein Smartphone nicht zum telefonieren. Diese Tätigkeit ist mir zutiefst zuwider und ich habe das Handy generell auf lautlos. Es hat einen gewissen Humor, dass mir mein Netzbetreiber ständig irgendwelche Telefonflats anbietet. Meine Telefonrechnung ist fast immer 0,-€. Das Smartphone gibt mir lediglich Sicherheit durch das darauf enthaltend Kartenmaterial und die Musik, die ich immer dann höre, wenn ich alleine unter Enten bin. Mein Tablet ist mein täglicher Begleiter. Ich habe Unmengen von Büchern darauf- und Zugang zum Internet. Ich kann meinen Wissensdurst stillen und suchen, recherchieren, lernen, lesen. Da meine Deprssionen sich gerade in meinem Sein sehr breit machen meide ich mein Emailfach. Lediglich mein Wissensdurst ist voll aktiv. Es scheint mir, als ob mein Gehirn ständig Input benötigt. Ich sauge Informationen regelrecht auf. Dabei verändern sich meine Interessen von Zeit zu Zeit. Gesetzestexte und ihre Auslegungen finde ich beispielsweise absolut spannend. Ich lese monatelang alles über das Pflegegesetz um mich dann einem anderen Gebiet zuzuwenden. Ich hasse es, etwas NICHT zu wissen. Manchmal frage ich mich dann, was ich eigentlich mit meinem ganzen Wissen anfangen soll. Sicherlich gelte ich öfters als eine Art "Klugscheißer" weil ich sog. unnützes Wissen von mir gebe. Ich kann aber nicht anders. Ebenso, wenn eine Person etwas mitteilt, das so nicht ganz den Tatsachen entspricht. Ich MUSS dies dann verbessern. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich nicht immer so "vorlaut" sein soll. Allerdings nur mit bedingtem Erfolg. Bereits in meinen Grundschulzeugnissen steht, dass ich den Unterricht störte, weil ich Dinge berichtete, die mich interessierten. Konditionierung funktioniert eben nicht immer.

Sonntag, 10. Februar 2013

Fasching

Es ist mal wieder soweit. Jedes Jahr aufs Neue. Da wo ich wohne ist es den meisten Menschen sehr wichtig wie sie nach außen hin wirken, was die "Anderen" von Ihnen denken,.... Aber nicht wenn Fasching wird. Dann benehmen sich erwachsene Menschen ungefähr so peinlich wie es sonst nur verliebte Teenager machen. Sie ziehen alberne Kleidung an, setzen sich Hüte oder Perrücken auf, rufen lauthals irgendwelche "Helau"- Rufe und schunkeln zu primitivster Musik. Es erscheint mir, dass alle versuchen auf Kommando lustig zu sein. Büttenreden- meist irgendwelche primitiven Instinkte ansprechende erzwungene Reime- bringen alle zu euphorischem Lachen und rhythmischem Klatschen. Mich würde wirklich mal interessieren, ob das irgendjemand wirklich lustig findet oder ob es sich um einen weiteren Mainstream handelt, dem es zu folgen gilt um ja nicht aufzufallen. Denn die selben Menschen schlüpfen nach Fasching wieder in ihre gewöhnlichen Leben zurück und würden sich außerhalb der Faschingszeit niemals so " gehen lassen". Peinlich gesteigert wird das Verhalten der Karnevalisten durch Zugabe von Alkohol. Dann wird es so peinlich, dass das Wort "Fremdschämen" bestimmt hierbei erfunden wurde. Wenn nun also Enten dies wirklich freiwillig machen und gut finden - dann stimmt doch ihr "normales" Leben nicht, oder? Spielen sie dann nur die seriösen Mitmenschen? Oder spielen sie doch die Jecken? Denn eines davon kann ja nicht echt sein. Ich für meinen Teil genieße die Faschingszeit zuhause mit einem guten Buch und einem warmen Kaminofen. Für mich ist eh immer Karneval - um nicht zu sehr aufzufallen und die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken muss ich mich ständig verstellen. Warum also sollte ich auch noch eine rote Nase aufsetzen? Und als was sollte ich mich denn verkleiden? Als philantrope Ente? Meinen Gedanken gefällt diese Idee........

Freitag, 8. Februar 2013

Einsam

Im Nebel Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein. Voll Freunden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt, Ist keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein. [H.Hesse] Hermann Hesse's Werke berühren und beschäftigen mich seit meiner Jugend. Ich fühle mich in und durch seine Werke verstanden. Insbesondere das o.g. Gedicht und "Kurgast" sind mir sehr wichtig geworden. Im Kurgast beschreibt Hesse genau meine Empfindungen: "Ich war allzu moralisch, allzu vernünftig, allzu bürgerlich gewesen! Ein alter, ewiger Fehler, den ich hundertmal begangen und bitter bereut habe, ist mir auch diesmal wieder passiert. Ich wollte mich einer Norm anpassen, ich wollte Forderungen erfüllen, die gar niemand an mich stellte, ich wollte etwas sein oder spielen, was ich gar nicht war. Und so war es mir wieder einmal geschehen, daß ich mich selbst und das ganze Leben vergewaltigt hatte." - Hermann Hesse, Kurgast

Dienstag, 5. Februar 2013

War früher wirklich alles besser?

Zugegeben, ich kann diese Aussage nicht mehr hören!!! Das klingt so so sehr nach vergangenen goldenen Zeiten. Aber manchmal frage ich mich was gewesen wäre, wenn das Asperger-Syndrom in meiner Kindheit schon bekannt gewesen wäre. Vermutlich hätte es meinen Eltern viel erleichtert. Aber mir auch? Ich war "halt anders" wie meine Mutter es ausdrückte. Ich kam im Alter von 7 Monaten und 6 Tagen zu meinen Eltern. Davor hatte ich schon einige andere Stationen, an die ich mich aber nicht alle erinnern kann. Ich weiß lediglich, wie ich mit 6 Wochen vom Jugendamt in Obhut genommen wurde. Die folgenden Pflegefamilien waren mit mir überfordert - ich schrie soviel, dass ich einen Nabelbruch bekam. Als meine Mama mich dann das erste Mal sah war sie von meinem Blick angezogen und so kam Ischia das tollste Elternhaus der Welt. Dort wartete schon ein 14 Monate älter Junge darauf mein Bruder zu werden. Er sollte über Jahrzehnte mein Rettungsanker sein. Ich hielt mich immer an ihn. Mein Alltag verlief in sehr geregelten Bahnen. Die Wäsche lag immer am gleichen Platz im Bad, jeder Tag hatte die gleichen Routinen. Ein Segen für mich. Ich durfte lesen soviel ich wollte und hatte aber auch genügend Zeitum die Natur zu erkunden. Ich erinnere mich an wunderschöne Glücksmomente beim betrachten von Salamandern in Mauershlitzen, Kaulquappen im Bach und Sumpfdotterblumen. Mein Papa ist Schreiner und ich war von jeher viel in der Werkstatt und habe gelernt mit Holz zu arbeiten. "Geh aufrecht", "Schau nicht immer auf den Boden", "Gib die rechte Hand"...... All diese Sprüche hat meine Mutter unzählige Male wiederholt. Ebenso hat sie mir die richtige Prosodie beigebracht. Ich wurde "konditioniert", so gut das eben ging. Noch immer rede ich in unpassender Lautstärke, im falschen Moment,... Meine Eltern haben ihr Bestes getan mich "lebensfähig" zu erziehen. Ich hatte Sicherheit innerhalb ihrer Regeln. Mein Bruder wurde mir zum Vorbild, ich habe versucht ihn zu imitieren. In der Grundschule habe ich aufgehört zu lachen- allerdings musste ich dann schnell lernen, dass es nicht ratsam ist seine wahren Gefühle nach außen zu tragen. Meine Eltern waren verzweifelt und hilflos,mein Papa schenkte mir eines Abends eine große Packung Ferr***. Küss**** mit der Bemerkung "damit Du wieder lachst". Ich lachte also wieder und alles war in Ordnung- für die Anderen. Ich habe tatsächlich lächeln vor dem Spiegel geübt. Noch heute merke ich, wie falsch diese Gesichtszüge eigentlich sind, es kommt mir immer vor wie eingemeißelt. Sobald ich nicht mehr Lächeln muss entgleisen meine Züge- bestenfalls. Wenn ich einen Overload habe oder es zumindest Richtung Overload geht entgleise ich teilweise auch schon zu früh. Ich versuche dies immer zu vermeiden, denn dann bekomme ich soviel Aufmerksamkeit, und das will ich auf keinen Fall. Was wäre wenn? Welche Therapien hätte ich bekommen? Welche beruflichen Möglichkeiten? Wäre ich Mutter geworden? Ich habe mich an die Regeln gehalten, ich habe getan was man mir gesagt hat. Ich habe den Beruf erlernt, den man mir vorschlug, ich habe den Mann geheiratet, den mein Bruder mir empfahl.(Dass dies nicht gut ging erklärt sich wohl von selbst.....). Immer in der Hoffnung zu genügen und nicht aufzufallen. Bis heute ist es mir nur bedingt möglich so zu sein wie ich eigentlich bin. Und noch immer neige ich dazu Regeln ohne Hinterfragung zu befolgen. Ein großes Plus ist das Internet, das hätte ich wirklich gerne gehabt. Aber dazu schreibe ich einen eigenen Beitrag. Meine Depressionen sind derzeit sehr stark, ich kann weder telefonieren noch Post öffnen. Selbst das Aufstehen fällt mir schwer. Ich bin sehr (lebens)müde. Zuviele Vorgaben zu wenig ich selbst. Ich versuche wie immer das Gänze mit meinem Intellekt zu klären und durchzustehen, aber mein Körper fängt an zu streiken. Ich habe Angst- ich kann nicht weg hier und in Therapie gehen. Also versuche ich weiter zu lächeln und zu kämpfen.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Sprichwörter

Ja ich weiß, ich wollte früher wieder schreiben. Aber das Leben hat mich sehr ermüdet- ich erzähle Dir an anderer Stelle davon. Heute soll es um Sprichwörter gehen. Dabei verwirrt mich schon das Wort. Wenn jemand etwas sprichwörtlich meint, dann ist es doch eigentlich so, dass es genau so gemeint ist wie es die Worte bedeuten. Aber weit gefehlt. Enten benutzen ständig Sprichwörter. Eines, das ich am schlimmsten finde ist " der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht". Nun, ich lebe in Württemberg. Hier ist brechen ein anderes Wort für sich übergeben. Ich denke ausschließlich in Bildern. Und dieses Bild vom ko****den Krug ist einfach widerlich. Warum werden solche Sätze immer wieder benutzt? Ich habe bereits viel darüber nachgedacht und für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Personen, die Sprichwörter benutzen klug erscheinen wollen. Was eine Bildung!!!!! Getoppt wird es nur von aus Adterix-Heften gelernten lateinischen Phrasen. Oder- und jetzt nähern wir uns immer mehr der Pseudobildungsschicht, Aussagen wie "Nachtigall, ich hör Dir trapsen" oder "durch diese hohle Gasse muss er kommen". Zugegeben, mir imponiert das nicht, scheint aber bei einem Großteil der Menschheit zu wirken. Ich hatte vor Jahren einen Kollegen der in seiner Schublade ein Fremdwörterbuch hatte, da er der Meinung war, dass Fremdwörter in seiner Korrespondenz wichtiger klingen. Wenn ich nur hörte, dass er wieder etwas ""eroieren" muss, dann war ich irgendwas zwischen verabscheuend und belustigt. Für mich als Autistin ist folgendes Sprichwort besonders schwer:" Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." Wie bitte? Warum erfolgt hier eine Aufzählung? Ich habe viel über Sprichwörter gelesen, ihre Bedeutung, ihre Herkunft. Viele kann ich dadurch zwischenzeitlich deuten. Aber dieses Sprichwort ist, neben der unverständliche. Aufzählung, eine Bedrohung. Wenn immer alles anders kommt als ich es denke- das ist eine der schlimmsten Vorstellungen. Ich versuche bevorstehende Situationen in allen mir vorstellbaren Möglichkeiten auszudenken. Damit bekomme ich etwas mehr Sicherheit, wenn die Situation eintritt. Und laut diesem Dprichwort kommt es Immer anders. Furchtbar. Na, jetzt habe ich ja mal wieder "frei von der Leber"geschrieben........Aua. Diese Bilder. Was hat meine Leber damit zu tun......? Sag noch einer, Autisten hätten keinen Humor! Ach, da fällt mir ein Witz ein den ich total klasse finde: Unterhält sich ein intellektuelles Paar. Er:"Sollen wir mal wieder ausgehen?" Sie:"Wovon?"

Sonntag, 27. Januar 2013

Fußball, deutsche Sprache,....

Du fragst Dich, wie deutsche Sprache und Fussball zusammenpasst? Das frage ich mich allerdings auch! Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan. In Begleitung meines Mannes gehe ich ins Stadion. Dort stehe ich immer an der gleichen Stelle mit den gleichen Menschen. Zum Schutz meines Gehörs habe ich Hochschallfilter. Ohne diese wäre es undenkbar- die Geräuschkulisse schmerzt mich körperlich. Fußball ist etwas toll mathematisches. Abgelenkt werde ich immer nur durch diese wechselnde Bandenwerbung und dieses kleinkarierte Netz, das verhindern soll, dass der Ball in die Menschenmenge fliegt. Ich muss mich anstrengen, dass ich das Spielfeld nicht in lauter kleine Würfel einteile.... Nun, es könnte so schön sein. Wäre da nicht der Entenmann, der im Stadion über sich hinauswächst und IMMER irgendwo in meiner Nähe stehen muss. Ein Gesangsakrobat mit einer Gabe, die Fängesänge IMMER in der falschen Tonlage zu singen. Über die Textschwäche sehe ich auch nur ungern hinweg. Solche Typen hatten im Musikunterricht sicher eine Sechs und grölen dann im Stadion unglaublich falsch. Wenn es ganz hart kommt tausche ich die Filter gegen Kopfhörer und höre Musik. Nun, meistens ist der Entenmann auch noch ein verkappter Trainer. Unglaubliche Kommentare erreichen mein Ohr. Jede Entscheidung des richtigen Trainers werden sofort in Frage gestellt. " Jetzt tut den Fohlen doch mal den Sattel drauf" ist nur einer von vielen Kommentaren die mich erschaudern lassen. Erstens- tun tut man nicht!!!! Zweitens - Kopfkino. Ich denke ausschließlich in Bildern. Das ergibt im Alltag immer wieder Probleme. Ich glaube das nächste Mal schreibe ich mal über Sprichwörter. Nun, zurück zum Entenmann. Gerade wird ein Spieler noch in den höchsten Tönen gelobt- da fällt ein Tor für die gegnerische Mannschaft. Sofort wird der gerade noch gelobte Spieler als "Depp, Wi**er" etc. beschimpft. Eine 360 Grad-Wendung innerhalb von Sekunden! Richtig schlimm wird es, wenn die Meute geschlossen " hängt sie auf, die schwarze Sau" in Richtung Schiedsrichter schreien. Manchmal wird mir Angst und Bang. Ich habe ein Bild mit meinem Handy gemacht, ich versuche morgen mal, ob ich es eingefügt bekomme. Menschen in gleicher Kleidung schwenken Fahnen uns recken eine Hand in die Höhe. Wenn es Richtung Sieg geht wird dann noch "s" im Chor laudiert. Mir drängen sich da Bilder aus der deutschen Vergangenheit auf. Nein, ich behaupte nicht, dass Fußballfans Nazis sind, und auch nicht, dass alle dumm und/oder unmusikalisch sind. Es ist nur eine wunderbare Gelegenheit zur Menschenstudie. Und wer "die Welle" kennt wird meine Gedanken vielleicht ein wenig verstehen können. In der zweiten Halbzeit wird die Sprache mancherseits dann etwas undeutlicher, was wohl dem Bierkonsum zugeschrieben werden kann. Immer wieder sehe ich Verbrüderungsgesten die ich nicht verstehe. Mir scheint es, dass Enten nur einen gemeinsamen Nenner brauchen um sich wie beste Freunde zu unterhalten. Etwas Gutes hat es, denn wenn ich Richtung Overload steure und mit dem Körper wippe und klatsche wird dies als Begeisterung gewertet. Ich liebe Fussball, ich mag tolle Choreographien, und es gibt ganz viele tolle Stadionbesucher. Aber es ist noch kein Spiel vergangen, bei dem ich nicht mindestens einen Trainer in meiner Nähe hatte. Und ich frage mich eben, warum diese Menschen so sind. Wer nicht besser sprechen kann, meinetwegen. aber sich derart profilieren? Ich glaube, eine Antwort werde ich niemals bekommen.

Freitag, 25. Januar 2013

Zahnpasta und Waschmittel

Kennst Du die Waschmittelwerbungen in denen suggeriert wird, dass das Glück von sauberer Wäsche abhängt und bei der furchtbar augetakelte Frauen und Kinder gemeinsam vor der Waschmaschine sitzen und glücklich das Ergebnis betrachten?

Seit vielen Jahren amüsiert mich die Werbung für Zahnpasta und Waschmittel. Angefangen hat dies vor vielen Jahren. Da war ein sprechender (!!!!!!) Biber der erzählte, dass er seine tollen Zähne einer Zahnpastamischung mit Kräutermischung seine tollen Zähne verdangt. Ich wollte aber nie Zähne wie ein Biber. Der hatte so einen schrecklichen Überbiss! Aber seit daher verfolge ich die Erfolgsgeschichte von Zahnpasta und Waschmittel.

Es ist IMMER das Beste seiner Zeit. Einem Trend folgend ist es von einem einfachen Produkt zu einem 3478in1 Produkt geworden. Die Werbemacher erfinden immer wieder das BESTE und machen dadurch das eigene Vorgängerprodukt wieder schlecht.Hallo, geht's noch? Irgendwann sind alle Wörter für besser verbraucht und die Wwrbemacher schrecken nicht davor zurück, neue Wörter zu erfinden. Einerseits belustigt mich diese Dummheit, aber vielmehr ärgere ich mich. Sind Menschen echt so dumm? Wirkt diese Werbung bei NT's? Und dann dieses Verbrechen an der deutschen Sprache!!!! Ach, da fällt mir das Wort Super-Gau ein. Mir gruselt, wenn ich das höre. Was gibt es denn schlimmeres als den größten anzunehmenden Unfall? Die Steigerung in Werbung und Nachrichten ist derart niveaulos und schmerzhaft.

Ich gebe offen zu, dass mich Werbung eher davon abhält ein Produkt zu kaufen. Ich hasse Veränderungen!!! Kaum zu glauben, aber meine Kinder gedeihen auch ohne eine Zahnpasta die vermutlich demnächst auch noch Falten von innen heraus reduziert und das Auto wäscht. Meine Wäsche wird meist sauber, und wenn nicht, wird sie nochmals gewaschen oder zur "für die Gartenarbeit ausreichenden" Wäsche aussortiert. uch mein Zahnarzt, den ich 2x pro Jahr aufsuche, ist durchaus zufrieden mit der Mundhygiene. Dabei hat meine Zahnbürste keinen Computer anhängen, der die Aufdrückstärke misst. Vermutlich wissen meine Zähne einfach nicht, dass sie das vermissen sollten.

Ich blicke gespannt in die Zukunft. Und frage mich, was die Voraussetzungen für einen Werbetexter in dieser Branche sind. Vielleicht eine Drogenabhängigkeit? Ich bin sowas von out. Und wirklich glücklich darüber.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Kognitives Training

4 Tage sind seit der Geburtstagsfeier vergangen, und ich bin immer noch kognitiv total erschöpft. Mein Körper reagiert mit absoluter Erschöpfung. Ich habe einen hohen IQ und mein Kopf ist ständig damit beschäftigt eventuell auftretende Situationen kognitiv durchzutrainieren. Ich versuche Situationen in allen möglichen Facetten vorweg durchzudenken und meine - für NT's angemessene- Reaktion darauf vorzubereiten. Dieses ständige Durchdenken erschöpft mich derart, und wenn dann eine noch so kleine Situation passiert, die ich nicht erwogen habe komme ich völlig aus dem Konzept. Und dann immer noch "angemessen" zu reagieren- das ist eine Höchstleistung, die aber nie als solche wahrgenommen wird.

Ich will meine gewohnten Routinen, in denen ich mich wohl fühle. Wenn sich unvorbereitete Situationen ergeben fange ich im Stillen an Gegenstände oder Wörter zu zählen. Ich zähle die Leitplanken beim Auto fahren, ich zähle die Buchstaben und Zahlen auf Nummerschildern und Verkehrsschildern, die Anzahl der Mittelstreifen. Diese Ergebnisse verpacke ich in 5er-Gruppen. Ich mag die Zahl 5. Das Zählen hilft mir und gibt mir Sicherheit. Ich fixiere mich regelrecht darauf. Allerdings muss ich immer aufpassen, dass mein Gesicht dabei nicht "entgleist". Ich stelle meinen Blick dann gerne auf "unscharf" und bewege meine Finger oder meinen Oberkörper. Allerdings ist es sehr schlimm, wenn ich dabei ertappt werde. Dann kommen Fragen wie " träumst Du" oder " "woran denkst Du denn gerade". Also auch hier gilt es gut zu schauspielern. Denn erklären werde ich dies sicherlich nicht. Ich will doch nur ein Stück meiner Sicherheit wiedererlangen. Es ist so schwer, "normal" zu wirken.

Gespräche nerven mich. Mit Grauen denke ich an Teamarbeit in Schule und Beruf zurück. Ich wäre alleine viel schneller zum Ziel gekommen. Warum denken manche Menschen nur so langsam? Dies ist auch ein Grund, warum ich sogenannte Gesellschaftsspiele nicht spielen kann. Die Wartezeit, die mein Gegenüber zum Nachdenken benötigt macht mich regelrecht aggressiv. Ich kann maximal gegen einen Computer spielen. Der ist schneller und ich kann seine "Überlegzeit" ggf. mit einem Tastendruck beschleunigen.

Gestern kam ein Brief meiner Anwältin. Ich habe Widerspruch gegen meinen SBA eingelegt und zur Teilhabe am sozialen Leben die Anerkennung des Merkzeichens "B" gefordert. Das Gericht folgt allerdings einem Gutachter der m.E. Keine Erfahrung mit Aspergern hat. So gilt für ihn die Diagnosestellung als tatsächlicher Beginn des Asperger-Syndroms. Und obwohl er mir eine starke Ausprägung des AS bescheinigt hält er ein Kennzeichen "B" für nicht notwendig. Der abrief hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Mein Radius ist stark beschränkt. So gerne würde ich auch mal ein Konzert oder Theater besuchen. Allerdings habe ich nicht die finanziellen Mittel um auch noch eine Zweitkarte für eine Begleitung zu bezahlen. Die Gedanken kreisen und lassen mich nicht schlafen. Ist das ein Leben? Bestehend aus Haus und Garten? Ist das die vielgepriesene Inklusion? Ich verzweifle gerade. Alles scheint sehr grau und traurig und öde.

Samstag, 19. Januar 2013

Nicht vom gleichen Stern

So ein grünes Marsmännchen hätte es doch einfach- jeder würde es sofort erkennen und würde Rücksicht auf ihn/sie nehmen. Manchmal wünsche ich mir die grünen Antennen. Dann müsste ich mich nicht immer verstellen. Und eventuell hätten sogar Andere Verständnis für mein Anderssein. Aber eigentlich will ich ja nur nicht auffallen- was mir leider nicht wirklich gelingt.

Die netten Reaktionen sind mildes Lächeln über meine "spezielle Art" oder meinen "trockenen Humor". Wenn die wüssten, was ich alles genau so meine, wie ich es sage!
Die nicht netten Reaktionen sind sehr persönlich und verletzend. Ich werde dabei auf meine Fehler reduziert. ("Du sprichst zu laut", du hörst nicht zu", so benimmt man sich nicht"....). Dabei ist es eine absolute Schwierigkeit und Kontrolle "normal" zu wirken. Ich kontrolliere fortwährend Haltung, Gangart, Prosodie, Lautstärke,.....und da passiert es eben, dass ich etwas neurotypisch betrachtend falsch mache. Offensichtlich.

Aber am schwersten wird es, wenn ich versuche zu erklären, was Asperger - Autismus ist. Nahezu jeder fühlt sich gemüßigt mir
A) zu erklären, dass ich das doch niemals haben könnte, mit mir könnte man doch normal reden und Autisten sind doch die mit den Telefonbüchern
Oder
B) mir aufzuzeigen, dass er ebensolche autistische Einzelmerkmale hat.

B) ist die alleranstrengendste Gruppe, denn künftig werde ich noch genauer beobachtet, nur um mir dann mitzuteilen, dass man/frau das ja von sich selbst kennt. ICH SOLL MICH JA NICHT SO ANSTELLEN!
Dass Autismus ein riesengroßes Spektrum ist und mein ganzes Sein und Wahrnehmen beinhaltet erkläre ich dann schon nicht mehr. Es geht keineswegs nur um 5x Türschloss rütteln...
Eine der schlimmsten Erfahrungen musste ich im näheren Umfeld erleben. Ich bin berufsunfähig und beziehe EU-Rente. Daraufhin durfte ich mir folgenden Satz anhören:" Wenn das so ist, dann hole ich mir auch so ein Asperger-Syndrom". Dies hat mich wirklich sehr verärgert und verletzt. Seither versuche ich noch mehr mich zu verstellen um nicht aufzufallen. Dass dies nicht auf Dauer funktioniert ist klar, und ich bezahle mit schweren Deprssionen. Ich war deshalb bereits ca. 4 Monate stationär in Behandlung und nehme jeden Tag verschiedene Antidepressivas.

Was Enten wohl einem grünen Marsmännchen sagen würden? Auch da würden sie bestimmt etwas finden, was sie mehr zu grünen Marsmännchen machen würde, als es das Marsmännchen selbst je sein kann.