Mittwoch, 30. Januar 2013

Sprichwörter

Ja ich weiß, ich wollte früher wieder schreiben. Aber das Leben hat mich sehr ermüdet- ich erzähle Dir an anderer Stelle davon. Heute soll es um Sprichwörter gehen. Dabei verwirrt mich schon das Wort. Wenn jemand etwas sprichwörtlich meint, dann ist es doch eigentlich so, dass es genau so gemeint ist wie es die Worte bedeuten. Aber weit gefehlt. Enten benutzen ständig Sprichwörter. Eines, das ich am schlimmsten finde ist " der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht". Nun, ich lebe in Württemberg. Hier ist brechen ein anderes Wort für sich übergeben. Ich denke ausschließlich in Bildern. Und dieses Bild vom ko****den Krug ist einfach widerlich. Warum werden solche Sätze immer wieder benutzt? Ich habe bereits viel darüber nachgedacht und für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Personen, die Sprichwörter benutzen klug erscheinen wollen. Was eine Bildung!!!!! Getoppt wird es nur von aus Adterix-Heften gelernten lateinischen Phrasen. Oder- und jetzt nähern wir uns immer mehr der Pseudobildungsschicht, Aussagen wie "Nachtigall, ich hör Dir trapsen" oder "durch diese hohle Gasse muss er kommen". Zugegeben, mir imponiert das nicht, scheint aber bei einem Großteil der Menschheit zu wirken. Ich hatte vor Jahren einen Kollegen der in seiner Schublade ein Fremdwörterbuch hatte, da er der Meinung war, dass Fremdwörter in seiner Korrespondenz wichtiger klingen. Wenn ich nur hörte, dass er wieder etwas ""eroieren" muss, dann war ich irgendwas zwischen verabscheuend und belustigt. Für mich als Autistin ist folgendes Sprichwort besonders schwer:" Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." Wie bitte? Warum erfolgt hier eine Aufzählung? Ich habe viel über Sprichwörter gelesen, ihre Bedeutung, ihre Herkunft. Viele kann ich dadurch zwischenzeitlich deuten. Aber dieses Sprichwort ist, neben der unverständliche. Aufzählung, eine Bedrohung. Wenn immer alles anders kommt als ich es denke- das ist eine der schlimmsten Vorstellungen. Ich versuche bevorstehende Situationen in allen mir vorstellbaren Möglichkeiten auszudenken. Damit bekomme ich etwas mehr Sicherheit, wenn die Situation eintritt. Und laut diesem Dprichwort kommt es Immer anders. Furchtbar. Na, jetzt habe ich ja mal wieder "frei von der Leber"geschrieben........Aua. Diese Bilder. Was hat meine Leber damit zu tun......? Sag noch einer, Autisten hätten keinen Humor! Ach, da fällt mir ein Witz ein den ich total klasse finde: Unterhält sich ein intellektuelles Paar. Er:"Sollen wir mal wieder ausgehen?" Sie:"Wovon?"

Sonntag, 27. Januar 2013

Fußball, deutsche Sprache,....

Du fragst Dich, wie deutsche Sprache und Fussball zusammenpasst? Das frage ich mich allerdings auch! Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan. In Begleitung meines Mannes gehe ich ins Stadion. Dort stehe ich immer an der gleichen Stelle mit den gleichen Menschen. Zum Schutz meines Gehörs habe ich Hochschallfilter. Ohne diese wäre es undenkbar- die Geräuschkulisse schmerzt mich körperlich. Fußball ist etwas toll mathematisches. Abgelenkt werde ich immer nur durch diese wechselnde Bandenwerbung und dieses kleinkarierte Netz, das verhindern soll, dass der Ball in die Menschenmenge fliegt. Ich muss mich anstrengen, dass ich das Spielfeld nicht in lauter kleine Würfel einteile.... Nun, es könnte so schön sein. Wäre da nicht der Entenmann, der im Stadion über sich hinauswächst und IMMER irgendwo in meiner Nähe stehen muss. Ein Gesangsakrobat mit einer Gabe, die Fängesänge IMMER in der falschen Tonlage zu singen. Über die Textschwäche sehe ich auch nur ungern hinweg. Solche Typen hatten im Musikunterricht sicher eine Sechs und grölen dann im Stadion unglaublich falsch. Wenn es ganz hart kommt tausche ich die Filter gegen Kopfhörer und höre Musik. Nun, meistens ist der Entenmann auch noch ein verkappter Trainer. Unglaubliche Kommentare erreichen mein Ohr. Jede Entscheidung des richtigen Trainers werden sofort in Frage gestellt. " Jetzt tut den Fohlen doch mal den Sattel drauf" ist nur einer von vielen Kommentaren die mich erschaudern lassen. Erstens- tun tut man nicht!!!! Zweitens - Kopfkino. Ich denke ausschließlich in Bildern. Das ergibt im Alltag immer wieder Probleme. Ich glaube das nächste Mal schreibe ich mal über Sprichwörter. Nun, zurück zum Entenmann. Gerade wird ein Spieler noch in den höchsten Tönen gelobt- da fällt ein Tor für die gegnerische Mannschaft. Sofort wird der gerade noch gelobte Spieler als "Depp, Wi**er" etc. beschimpft. Eine 360 Grad-Wendung innerhalb von Sekunden! Richtig schlimm wird es, wenn die Meute geschlossen " hängt sie auf, die schwarze Sau" in Richtung Schiedsrichter schreien. Manchmal wird mir Angst und Bang. Ich habe ein Bild mit meinem Handy gemacht, ich versuche morgen mal, ob ich es eingefügt bekomme. Menschen in gleicher Kleidung schwenken Fahnen uns recken eine Hand in die Höhe. Wenn es Richtung Sieg geht wird dann noch "s" im Chor laudiert. Mir drängen sich da Bilder aus der deutschen Vergangenheit auf. Nein, ich behaupte nicht, dass Fußballfans Nazis sind, und auch nicht, dass alle dumm und/oder unmusikalisch sind. Es ist nur eine wunderbare Gelegenheit zur Menschenstudie. Und wer "die Welle" kennt wird meine Gedanken vielleicht ein wenig verstehen können. In der zweiten Halbzeit wird die Sprache mancherseits dann etwas undeutlicher, was wohl dem Bierkonsum zugeschrieben werden kann. Immer wieder sehe ich Verbrüderungsgesten die ich nicht verstehe. Mir scheint es, dass Enten nur einen gemeinsamen Nenner brauchen um sich wie beste Freunde zu unterhalten. Etwas Gutes hat es, denn wenn ich Richtung Overload steure und mit dem Körper wippe und klatsche wird dies als Begeisterung gewertet. Ich liebe Fussball, ich mag tolle Choreographien, und es gibt ganz viele tolle Stadionbesucher. Aber es ist noch kein Spiel vergangen, bei dem ich nicht mindestens einen Trainer in meiner Nähe hatte. Und ich frage mich eben, warum diese Menschen so sind. Wer nicht besser sprechen kann, meinetwegen. aber sich derart profilieren? Ich glaube, eine Antwort werde ich niemals bekommen.

Freitag, 25. Januar 2013

Zahnpasta und Waschmittel

Kennst Du die Waschmittelwerbungen in denen suggeriert wird, dass das Glück von sauberer Wäsche abhängt und bei der furchtbar augetakelte Frauen und Kinder gemeinsam vor der Waschmaschine sitzen und glücklich das Ergebnis betrachten?

Seit vielen Jahren amüsiert mich die Werbung für Zahnpasta und Waschmittel. Angefangen hat dies vor vielen Jahren. Da war ein sprechender (!!!!!!) Biber der erzählte, dass er seine tollen Zähne einer Zahnpastamischung mit Kräutermischung seine tollen Zähne verdangt. Ich wollte aber nie Zähne wie ein Biber. Der hatte so einen schrecklichen Überbiss! Aber seit daher verfolge ich die Erfolgsgeschichte von Zahnpasta und Waschmittel.

Es ist IMMER das Beste seiner Zeit. Einem Trend folgend ist es von einem einfachen Produkt zu einem 3478in1 Produkt geworden. Die Werbemacher erfinden immer wieder das BESTE und machen dadurch das eigene Vorgängerprodukt wieder schlecht.Hallo, geht's noch? Irgendwann sind alle Wörter für besser verbraucht und die Wwrbemacher schrecken nicht davor zurück, neue Wörter zu erfinden. Einerseits belustigt mich diese Dummheit, aber vielmehr ärgere ich mich. Sind Menschen echt so dumm? Wirkt diese Werbung bei NT's? Und dann dieses Verbrechen an der deutschen Sprache!!!! Ach, da fällt mir das Wort Super-Gau ein. Mir gruselt, wenn ich das höre. Was gibt es denn schlimmeres als den größten anzunehmenden Unfall? Die Steigerung in Werbung und Nachrichten ist derart niveaulos und schmerzhaft.

Ich gebe offen zu, dass mich Werbung eher davon abhält ein Produkt zu kaufen. Ich hasse Veränderungen!!! Kaum zu glauben, aber meine Kinder gedeihen auch ohne eine Zahnpasta die vermutlich demnächst auch noch Falten von innen heraus reduziert und das Auto wäscht. Meine Wäsche wird meist sauber, und wenn nicht, wird sie nochmals gewaschen oder zur "für die Gartenarbeit ausreichenden" Wäsche aussortiert. uch mein Zahnarzt, den ich 2x pro Jahr aufsuche, ist durchaus zufrieden mit der Mundhygiene. Dabei hat meine Zahnbürste keinen Computer anhängen, der die Aufdrückstärke misst. Vermutlich wissen meine Zähne einfach nicht, dass sie das vermissen sollten.

Ich blicke gespannt in die Zukunft. Und frage mich, was die Voraussetzungen für einen Werbetexter in dieser Branche sind. Vielleicht eine Drogenabhängigkeit? Ich bin sowas von out. Und wirklich glücklich darüber.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Kognitives Training

4 Tage sind seit der Geburtstagsfeier vergangen, und ich bin immer noch kognitiv total erschöpft. Mein Körper reagiert mit absoluter Erschöpfung. Ich habe einen hohen IQ und mein Kopf ist ständig damit beschäftigt eventuell auftretende Situationen kognitiv durchzutrainieren. Ich versuche Situationen in allen möglichen Facetten vorweg durchzudenken und meine - für NT's angemessene- Reaktion darauf vorzubereiten. Dieses ständige Durchdenken erschöpft mich derart, und wenn dann eine noch so kleine Situation passiert, die ich nicht erwogen habe komme ich völlig aus dem Konzept. Und dann immer noch "angemessen" zu reagieren- das ist eine Höchstleistung, die aber nie als solche wahrgenommen wird.

Ich will meine gewohnten Routinen, in denen ich mich wohl fühle. Wenn sich unvorbereitete Situationen ergeben fange ich im Stillen an Gegenstände oder Wörter zu zählen. Ich zähle die Leitplanken beim Auto fahren, ich zähle die Buchstaben und Zahlen auf Nummerschildern und Verkehrsschildern, die Anzahl der Mittelstreifen. Diese Ergebnisse verpacke ich in 5er-Gruppen. Ich mag die Zahl 5. Das Zählen hilft mir und gibt mir Sicherheit. Ich fixiere mich regelrecht darauf. Allerdings muss ich immer aufpassen, dass mein Gesicht dabei nicht "entgleist". Ich stelle meinen Blick dann gerne auf "unscharf" und bewege meine Finger oder meinen Oberkörper. Allerdings ist es sehr schlimm, wenn ich dabei ertappt werde. Dann kommen Fragen wie " träumst Du" oder " "woran denkst Du denn gerade". Also auch hier gilt es gut zu schauspielern. Denn erklären werde ich dies sicherlich nicht. Ich will doch nur ein Stück meiner Sicherheit wiedererlangen. Es ist so schwer, "normal" zu wirken.

Gespräche nerven mich. Mit Grauen denke ich an Teamarbeit in Schule und Beruf zurück. Ich wäre alleine viel schneller zum Ziel gekommen. Warum denken manche Menschen nur so langsam? Dies ist auch ein Grund, warum ich sogenannte Gesellschaftsspiele nicht spielen kann. Die Wartezeit, die mein Gegenüber zum Nachdenken benötigt macht mich regelrecht aggressiv. Ich kann maximal gegen einen Computer spielen. Der ist schneller und ich kann seine "Überlegzeit" ggf. mit einem Tastendruck beschleunigen.

Gestern kam ein Brief meiner Anwältin. Ich habe Widerspruch gegen meinen SBA eingelegt und zur Teilhabe am sozialen Leben die Anerkennung des Merkzeichens "B" gefordert. Das Gericht folgt allerdings einem Gutachter der m.E. Keine Erfahrung mit Aspergern hat. So gilt für ihn die Diagnosestellung als tatsächlicher Beginn des Asperger-Syndroms. Und obwohl er mir eine starke Ausprägung des AS bescheinigt hält er ein Kennzeichen "B" für nicht notwendig. Der abrief hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Mein Radius ist stark beschränkt. So gerne würde ich auch mal ein Konzert oder Theater besuchen. Allerdings habe ich nicht die finanziellen Mittel um auch noch eine Zweitkarte für eine Begleitung zu bezahlen. Die Gedanken kreisen und lassen mich nicht schlafen. Ist das ein Leben? Bestehend aus Haus und Garten? Ist das die vielgepriesene Inklusion? Ich verzweifle gerade. Alles scheint sehr grau und traurig und öde.

Samstag, 19. Januar 2013

Nicht vom gleichen Stern

So ein grünes Marsmännchen hätte es doch einfach- jeder würde es sofort erkennen und würde Rücksicht auf ihn/sie nehmen. Manchmal wünsche ich mir die grünen Antennen. Dann müsste ich mich nicht immer verstellen. Und eventuell hätten sogar Andere Verständnis für mein Anderssein. Aber eigentlich will ich ja nur nicht auffallen- was mir leider nicht wirklich gelingt.

Die netten Reaktionen sind mildes Lächeln über meine "spezielle Art" oder meinen "trockenen Humor". Wenn die wüssten, was ich alles genau so meine, wie ich es sage!
Die nicht netten Reaktionen sind sehr persönlich und verletzend. Ich werde dabei auf meine Fehler reduziert. ("Du sprichst zu laut", du hörst nicht zu", so benimmt man sich nicht"....). Dabei ist es eine absolute Schwierigkeit und Kontrolle "normal" zu wirken. Ich kontrolliere fortwährend Haltung, Gangart, Prosodie, Lautstärke,.....und da passiert es eben, dass ich etwas neurotypisch betrachtend falsch mache. Offensichtlich.

Aber am schwersten wird es, wenn ich versuche zu erklären, was Asperger - Autismus ist. Nahezu jeder fühlt sich gemüßigt mir
A) zu erklären, dass ich das doch niemals haben könnte, mit mir könnte man doch normal reden und Autisten sind doch die mit den Telefonbüchern
Oder
B) mir aufzuzeigen, dass er ebensolche autistische Einzelmerkmale hat.

B) ist die alleranstrengendste Gruppe, denn künftig werde ich noch genauer beobachtet, nur um mir dann mitzuteilen, dass man/frau das ja von sich selbst kennt. ICH SOLL MICH JA NICHT SO ANSTELLEN!
Dass Autismus ein riesengroßes Spektrum ist und mein ganzes Sein und Wahrnehmen beinhaltet erkläre ich dann schon nicht mehr. Es geht keineswegs nur um 5x Türschloss rütteln...
Eine der schlimmsten Erfahrungen musste ich im näheren Umfeld erleben. Ich bin berufsunfähig und beziehe EU-Rente. Daraufhin durfte ich mir folgenden Satz anhören:" Wenn das so ist, dann hole ich mir auch so ein Asperger-Syndrom". Dies hat mich wirklich sehr verärgert und verletzt. Seither versuche ich noch mehr mich zu verstellen um nicht aufzufallen. Dass dies nicht auf Dauer funktioniert ist klar, und ich bezahle mit schweren Deprssionen. Ich war deshalb bereits ca. 4 Monate stationär in Behandlung und nehme jeden Tag verschiedene Antidepressivas.

Was Enten wohl einem grünen Marsmännchen sagen würden? Auch da würden sie bestimmt etwas finden, was sie mehr zu grünen Marsmännchen machen würde, als es das Marsmännchen selbst je sein kann.

Freitag, 18. Januar 2013

My home is my castle

Nein, es ist viel mehr für mich. Es ist mein Lebensmittelpunkt, mein Ich-Platz. Wir haben jahrelang in einem Mehrfamilienhaus gelebt- ein Horror für mich! Wenn ich in den Keller wollte habe ich erst leise gehört, ob jemand im Flur oder Keller ist. Erst wenn das ausgeschlossen war konnte ich los gehen. Seit einem Jahr leben wir in einem Einfamilienhaus. Für mich ist das das Beste, was mir seit langem passiert ist. Ich habe einen großen Garten. Und da ich mich am liebsten zuhause aufhalte ist es mir wichtig, dass ich mich wohl fühle. Endlich kann ich einfachen in den Keller gehen! Mein Heim ist mir sehr wichtig und es es ist privat. Das heißt, dass ich nur seeeeehr ungern Fremde einlasse. Ich will niemandem einen (Ein)Blick in meine Privatheit gewähren. Das ist nahezu wie die Verletzung eines Sakrilegs. Niemand darf oder soll meine Privatheit kommentieren- nein, noch nicht mal sehen. Es reicht, dass ich mir diesen Ich-Punkt mit meiner Familie teile. Umso schlimmer sind Tage wie sie nun gleich zwei mal hintereinander anstehen. Mein Sohn hat Geburtstag. Und da er (ebenfalls Autist) schnell überfordert ist wird die Feier auf 2 Tage verteilt. Für mich ist dies das blanke Entsetzen. Soviele Menschen betreten meine Privatsphäre, hinterlassen Spuren, benützen Dinge. Und ich muss versuchen dies alles ohne Overload zu überstehen. Ich bin nervös, aufgeregt, verärgert. Aber ich weiß, dass ich diese Erwartung erfüllen muss. Denn sollte ich dies nicht tun, dann wären die bohrenden Nachfragen mindestens genauso schlimm. Meine Kinder konnten jahrelang keine Freunde mit nach Hause bringen. Es war für mich undenkbar, dass ständig fremde Menschen durch meinen Lebensraum laufen. Jetzt, da wir in dem Haus wohnen, ist es etwas besser geworden. Die Kinder nehmen ihre Freunde- nach Nachfrage bei mir- mit in ihre Zimmer. Mein privatester Wohnraum bleibt davon unberührt. Trotzdem bin ich immer bei ca. 30% Overload. Wie das mit der Berechung des Overloads bei mir funktioniert erzähle ich Dir an anderer Stelle. Ich bin seit Tagen wie gelähmt, wenn ich an die bevorstehenden Tage denke. Am liebsten würde ich mich einschließen und erst wieder rauskommen, wenn alles vorbei ist. Diese Grenzüberschreitung, diese Konventionen, die ich mühevoll erlernen musste aber teilweise immer noch nicht verstehe. Mir graust es - und doch gibt es keine Möglichkeit dies zu umgehen. Schlimmer ist es noch, wenn Fremde über die Türachwelle treten. Dann kann ich nur mit großer innerer Anspannung meine Weglauftendenzen unterdrücken. Bald kommt wieder der Schornsteinfeger. Das ist eine richtig schwierige Situation für mich. Und dann soll ich noch Lächeln!? Ich gebe es zu, ich habe diese Art der Mimik jahrelang vor einem Spiegel geübt. Ich kann meine Mundwinkel auf Kommando wie eingemeißelt zurückziehen. Anscheinend wirkt dies auf neurotypische Menschen nett und/oder höflich. Wenn der Eindringling dann endgültig weg ist bin ich total erledigt. Overloadrate ca. 50%.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Warum gehen neurotypische Menschen in einen Dschungel?

Ja, ich gebe es zu- ich schaue gerne fern. Vor allen Dingen um meinen Kopf abzulenken. Denn der arbeitet immerfort und ich muss soviel denken und durchdenken. Da ist es richtig erholsam, wenn ich mich auf ein belangloses Fernsehprogramm konzentriere. Und darüber hinaus belustigt es mich auch. Meine Tochter und ich nennen diese Form der Unterhaltung "Unterschichtenfernsehen". Warum machen diese Menschen das? Haben Enten ein derartiges Geltungsbedürfnis? Für ein paar Minuten Berühmtheit Schafhirn essen? Stell Dir nur vor, lauter Asperger wären in einem solchen Camp! Nun, die wären nie dort. Aber nur so hypothetisch- das wollte sich niemand anschauen weil es viel zu langweilig wäre. Unglaublich, worüber man sich ärgern kann. Und noch etwas lässt mich nachdenken- warum reden diese Menschen so schlecht übereinander? Es bestätigt mich wieder in meiner These, dass Enten sich selbst aufwerten möchten, indem sie andere schlecht reden. Wie eine Waage stelle ich mir das vor. Da man den anderen etwas abspricht steigt man selbst an. Versteh mir jemand diese Neurotypischen! Ich glaube ich kann mir Mühe geben wie ich will- ich werde nie so werden. Und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht.
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Jetzt beginnt es also

Mein eigener Blog. Warum eigentlich? Vor einiger Zeit kam mir wieder einmal das Tagebuch der Anne Frank in die Hände. Sie schrieb ihre Aufzeichnungen an eine fiktive Person. Dieser Gedanke gefiel mir und ließ mich nicht mehr los. Es ist mir sehr wichtig mich selbst zu reflektieren. Ich denke, dass dies auf diese Weise sehr gut gelingen kann. Allerdings soll dies keine Selbsttherapie werden. Vielmehr die Sichtweisen einer Autistin auf die Welt der neurotypischen Menschen (NT- oder Ente). Vieles was ich in dieser Welt der Enten erlebe ist so skurril, dass ich es nicht begreifen oder fassen kann.
Ein kleines Beispiel: Wartezimmer beim Arzt. Ich sitze unter lauter hustenden, und sich gegenseitig in ihren Krankheiten überbietenden Menschen. Da betritt eine Person das Wartezimmer- komplett durchnässt. fragt doch eine Ente:"Regnet es?"
Hallo? Nein, die Person ist extra zuvor mit ihrer Kleidung unter die Dusche gestanden. Und ein Blick aus dem Fenster hätte diese dumme, sinnlose Frage ebenfalls überflüssig gemacht. Entengeschnatter! 

Ich beobachte sehr gerne Enten- immerhin muss ich in ihrer Welt zurechtkommen, obwohl ich nicht von ihrer Welt bin. Aber da wir von Inklusion noch Lichtjahre entfernt sind bin ich es, die sich gefälligst anpassen muss. Jedes autistische Verhalten von mir in der Öffentlichkeit wird missbilligt. Und ich- ich will eigentlich nur unsichtbar überleben. Also gebe ich mir Mühe, meine autistischen Verhaltensweisen auf mein Privatleben zu beschränken. Dies ist allerdings eine so große Anstrengung, dass ich oftmals überfordert und total erschöpft bin. 

Es gibt so zwischenmenschliches Zeugs, das für mich völlig unverständlich und auch unnütz ist. Von meinen Erfahrungen werde ich Dir von nun an berichten.