Dienstag, 30. April 2013

Worte verschwenden

Ja, ich bin wieder zuhause. Vorerst. Und immer noch mit einem Drainagenschlauch. Aber ich habe diese ganze Krankenhausgeschichte noch nicht verarbeitet, und da die nächste OP relativ sicher ansteht werde ich Dir sicher zu einem anderen Zeitpunkt davon erzählen.

Aber heute geht es um Worte. Worte sind für mich etwas sehr mächtiges. In der Bibel steht, dass die Welt durch das Wort Gottes entstand. Und große Veränderungen in der Geschichte wurden stets durch Worte verursacht. Handlungen sind doch immer erst Folgen der Worte.

Und ich, ich liebe Worte. Manchmal kröne ich gemeinsam mit meiner Tochter ein Wort zum Wort des Tages. Dieses kann ein wohlklingendes Wort sein, ein Versprecher, eine Eigenkreation.....
Allerdings bin ich nicht willens, meine Worte zu vergeuden. Und genau das musste ich im Krankenhaus machen. Und es ärgert mich bis heute. Folgendes war passiert: Nach der 4. OP spürte ich wie mein Körper immer mehr mit den Folgen zu kämpfen hatte. 3 OP's binnen 10 Tagen erschöpften mich. Die Schmerzen wurden sehr angenehm. Ich vermute, dass mein Schmerzgedächtnis mir zusetzte. Ich bekam also ein weiteres Schmerzmittel. Ich möchte betonen, dass ich aus der nun folgenden Situation keinem Arzt einen Vorwurf mache. Ich bekam ein Schmerzmittel, das als Mittel der Wahl oft verabreicht wird. Meine Schmerzen wurden auch besser. Allerdings wurden auch meine Depressionen schlagartig sehr schlimm, ich wollte mir das Leben nehmen. Dazu kam übermäßiges Schwitzen, Tremor,...... 2 wunderbare Ärzte suchten lange das Gespräch mit mir. Einer hatte tatsächlich auch alles von Hesse gelesen! Ich fand, dass ihn das auszeichnet. Der andere Arzt blieb da, obwohl er bereits Schichtende hatte. Sehr nett. Leider wurde ich ein paar Tage später in ein anderes Krankenhaus verlegt. Bei gleicher Medikamentation. Nach einer weiteren OP und weiteren körperlichen Nebenwirkungen sowie anhaltender Depression kam mir langsam ein Verdacht. Serotonin-Syndrom. Ich nehme Antidepressivas. Und das Schmerzmittel kann zusammen mit diesen ein Serotonin-Syndrom erzeugen. Dieses erkennt man an depressiver Verstimmung, übermäßigem Schwitzen, Tremor,........ So ganz spaßig ist das nicht, im Extremfall ist es lebensbedrohend. Ich versuchte also, der Pflegerin zu erklären, dass ich vermutlich ein Serotonin-Syndrom habe. Sie schaute mich an und meinte, dass sie das Schmerzmittel eh nicht mehr in der Dosierung 100mg habe, ob ich es denn dann in der Dosierung 150mg haben möchte. Hallo!?  Hatte ich nicht gerade auf die fragliche Wechselwirkung hingewiesen!? Ich verblieb dann so mit ihr, dass ich das Schmerzmittel nicht mehr wollte.
Eigentlich bin ich nicht geneigt, 2x das Gleiche vorzutragen. Aber ich habe mich überwunden und einer anderen Pflegekraft das Gleiche erzählt. Wieder mit dem Ergebnis "Aha"!? Da war ich wirklich sehr erschüttert. 3x das Gleiche erzählen?! Ich versuchte es tatsächlich ein drittes Mal. Es bedurfte sehr viel Überwindung, aber ich erklärte dem Arzt was ich vermute. Er schien überhaupt als Erster  zu verstehen, was ich meinte und war dann auch der Meinung, dass ich das Schmerzmittel besser weglasse. Ich war total frustriert. Ich musste soviele Worte an Enten verschwenden. Und das auch noch in verkehrter Rolle. Eigentlich ist es nicht Patientenpflicht auf derartige Unverteäglichkeiten hinzuweisen. Gut, ich kannte zumindest die Möglichkeit und Wirkungsweise. Ich bezweifle aber, dass dies jeder Patient von seinen Arzneimitteln kennt.( Ja, ich gehöre zu den Beipackzettellesern.)
Aber am meisten ärgert ich wirklich die Verschwendung von Worten. Es mag Menschen geben, die nur um des Redens willens reden, dafür sind mir Worte aber zu wichtig und zu mächtig. Ich bin frustriert, immer noch.

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