Doch alle Erklärungen reichen nicht aus um diese Begrifflichkeit zu definieren. Und genau darum geht es mir als Autistin- etwas definieren, damit ich es vollkommen verstehe.
Ich habe einen NT-Partner. Und ich bin davon überzeugt, dass er mich anders liebt als ich ihn. Ich mag verschiedene Charaktereigenschaften an ihm, Talente die er hat, Interessen, die wir teilen. Seine Aufrichtigkeit und sein Verständnis. Die Summe stimmt und ist positiv, und deshalb ist er mein Partner. Er tut mir gut. Ich mag ihn. Vermutlich wird er die Liebe mir gegenüber anders beschreiben.
Es irritiert mich von jeher, warum der Satz 'ich liebe Dich' derart oft benutzt, ja, verschwendet wird. Steckt dahinter eine Unsicherheit oder ein Absichern? Persönlich fände ich derart häufige 'Liebesbezeugungen' sehr störend. Für mich ist es Liebe, wenn mein Partner beispielsweise Telefonate für mich übernimmt. Das gibt mit mehr als ein leerer Satz.
Meine Kinder liebe ich bedingungsloser. Bis zur Geburt des ersten Kindes war es mir nicht vorstellbar einmal etwas derartiges zu fühlen. Es ist sonderbar und geht über das Gefühl des beschützen wollens hinaus. Es hat mich sehr überrascht solche Gefühe zu haben. Ich betrachte meine Kinder als wunderbare Geschenke. Und nein, ich lasse ihnen nicht alles durch und erlaube alles. Aber wir begegnen uns auf 'Augenhöhe' und ich habe sie von jeher als Persönlichkeit betrachtet und geachtet. Es ist spannend und aufregend sie zu begleiten. Jedes auf seine eigene Art und Weise.
Wie man Gegenstände, also Autos oder Kleidung lieben kann werde ich wohl nie verstehen. Ich habe keinerlei Bindung zu solchen Dingen und verstehe dies auch nicht. Nur merke ich, dass Enten, die einen besonderen Lebensstil 'lieben' sehr unglücklich und gehetzt wirken. Sollte Liebe nicht eigentlich zufrieden machen und ein gutes Gefühl vermitteln?
Eines meiner Lieblingsgedicht von Erich Fried begleitet mich schon lange auf meiner Suche nach der Antwort auf die Definition der Liebe:
Was es ist Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Lie | ![]() |
Quelle: Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen