Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Sache mit der Liebe

Kaum ein Wort scheint die Menschheit so zu bestimmen. Elternliebe, Partnerliebe, käufliche Liebe.....nicht zu vergessen die sprachliche Trennung in der griechischen Sprache. Was ich sehr gut finde, dass hier für verschiedene Bedeutungen verschiedene Wörter verwendet werden. Eros als die geschlechtliche Liebe, Phileo die menschliche Liebe, und zuletzt Agape, die göttliche Liebe.

Doch alle Erklärungen reichen nicht aus um diese Begrifflichkeit zu definieren. Und genau darum geht es mir als Autistin- etwas definieren, damit ich es vollkommen verstehe.

Ich habe einen NT-Partner. Und ich bin davon überzeugt, dass er mich anders liebt als ich ihn. Ich mag verschiedene Charaktereigenschaften an ihm, Talente die er hat, Interessen, die wir teilen. Seine Aufrichtigkeit und sein Verständnis. Die Summe stimmt und ist positiv, und deshalb ist er mein Partner. Er tut mir gut. Ich mag ihn. Vermutlich wird er die Liebe mir gegenüber anders beschreiben.

Es irritiert mich von jeher, warum der Satz 'ich liebe Dich' derart oft benutzt, ja, verschwendet wird. Steckt dahinter eine Unsicherheit oder ein Absichern? Persönlich fände ich derart häufige 'Liebesbezeugungen' sehr störend. Für mich ist es Liebe, wenn mein Partner beispielsweise Telefonate für mich übernimmt. Das gibt mit mehr als ein leerer Satz.

Meine Kinder liebe ich bedingungsloser. Bis zur Geburt des ersten Kindes war es mir nicht vorstellbar einmal etwas derartiges zu fühlen. Es ist sonderbar und geht über das Gefühl des beschützen wollens hinaus. Es hat mich sehr überrascht solche Gefühe zu haben. Ich betrachte meine Kinder als wunderbare Geschenke. Und nein, ich lasse ihnen nicht alles durch und erlaube alles. Aber wir begegnen uns auf 'Augenhöhe' und ich habe sie von jeher als Persönlichkeit betrachtet und geachtet. Es ist spannend und aufregend sie zu begleiten. Jedes auf seine eigene Art und Weise.

Wie man Gegenstände, also Autos oder Kleidung lieben kann werde ich wohl nie verstehen. Ich habe keinerlei Bindung zu solchen Dingen und verstehe dies auch nicht. Nur merke ich, dass Enten, die einen besonderen Lebensstil 'lieben' sehr unglücklich und gehetzt wirken. Sollte Liebe nicht eigentlich zufrieden machen und ein gutes Gefühl vermitteln?


Eines meiner Lieblingsgedicht von Erich Fried begleitet mich schon lange auf meiner Suche nach der Antwort auf die Definition der Liebe:
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Lie

Quelle: Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen