Samstag, 22. Juni 2013

Wenn Worte meine Sprache wären....

Es gibt verschiedene Studien, aber ich gehe nun einmal von 16.000 aus. soviele Wörter spricht der Durchschnittsmensch am Tag! Das macht in einem Jahr beinahe 6 Millionen Worte. Auf ein langes Leben gerechnet kommt man da rasch auf beinahe 500 Millionen Worte. Eine Person!!!!! Und die sollen alle wichtig sein? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich bin von den meisten Wörtern die mich erreichen gelangweilt. Sie streifen mich, bleiben aber leer. Ich mag es gar nicht, wenn ich Wörter verschwenden muss. Beispielsweise etwas zu erklären und mein Gegenüber ist nicht aufmerksam.  Reine Zeit- und Wortverschwendung. Es bereitet mir auch große Mühe ruhig zu bleiben wenn Menschen von sich und ihrem Tun erzählen - ganz ohne Aufforderung. Allerdings sehr belustigend ist die Tatsache, dass vergangene Ereignisse im Läufe der Jahre immer spektakulärer werden. Bein Männern gerne die Bundeswehrzeit, bei Frau sehr beliebt die Geburt des Kindes. Wären beide Ereignisse wirklich derart prägend gewesen wie es sich nach einigen Jahren anhört- tja dann gäbe es keine Soldaten mehr und auch maximal ein Kind pro Familie. Ich betrachte diese Heldengeschichten mit innerem Lachen.

Nicht mehr lachen kann ich, wenn ich Menschen Sätze sagen höre, die jeder Grammatik widersprechen. " Treffen wir uns Einkaufszentrum?" Nein, so reden leider nicht nur Jugendliche um sich irgendwie abzugrenzen. Auch Erwachsene sind auf eine gesprochene SMS- Sprache ausgewichen. Und das nervt mich! Es ist nicht schwierig in richtigen Sätzen zu reden. Zumindest für einen NT. Und der Genitiv darf gerne benutzt werden. Unsere Sprache hat so viele Feinheiten, soviele Möglichkeiten. Ich bin begeistert davon. Dazu die Dialekte. Es gibt Situationen, die kann man nur in einem Dialektausdruck richtig beschreiben.

Ich versuche täglich ein 'Wort des Tages' zu finden. Meist gelingt mir dies. Es ist manchmal ein Versprecher im Radio ( 'Staulustige') oder ein Gefühl das beim Hören des Wortes entsteht (melancholisch). Es gibt keine Bedingung für das Wort des Tages. Es ist einfach.

Mit dem Reden ist es bei mir eine etwas andere Sache. Wenn ich in unvorbereitete Situationen komme verfalle ich in eine Art selektiver Mutismus und antworte nicht oder falsch. Ich kann dies nicht ändern, und es bereitet mir große Probleme. im Nachhinein fällt mir vieles ein, was ich hätte sagen können. Aber ich hätte die Worte nicht hervorgebracht.
Meinen Kindern habe ich sehr früh gesagt, dass ich kein 'Erklärbär' bin- es fällt mir sehr schwer Wissen adäquat weiterzugeben. Verbal. Schriftlich wäre es kein Thema.

Wenn ich jedoch bedenke wieviel sinnfreies jeder Menschn jeden Tag von sich gibt- vielleicht wäre so ein bisschen Mutismus in der Gesamtbevölkerung doch gar nicht schlecht. Der Geräuschpegel würde spürbar abnehmen. Und Worte sind wertvoll- einmal ausgesprochen können sie nicht mehr zurückgenommen werden. Es wäre schön, wenn alle diese Wertigkeit erkennen würden. Und nur noch wichtige Dinge reden würden.

6 Kommentare:

  1. Meine Gedanken dazu hier:
    http://erdlingskunde.wordpress.com/2013/06/24/hm-wieviel-worte-brauchen-wir/

    Gruß, Ismael

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  2. Sehr interessiert habe ich den Blogeintrag gelesen. Aber findest Du nicht auch, dass es in der Summe viel zu viele unnötige Worte sind?

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    1. Gefühlsmäßig: ja.
      Ich selbst bin wohl redefaul. Und ich meine, dass in der Welt sehr viel Wortmüll produziert wird. Ich fände es schön, wenn es unter Menschen leiser und ruhiger zuginge.

      Allerdings gibt es auch sehr viele Informationen, die einfach irgendwo "steckenbleiben", also nicht weitergegeben werden, obwohl es nötig wäre.
      Und es gibt das Phänomen, dass viele bruchstückhafte Informationen von uns NTs zu einem Gesamtbild ergänzt werden. Dabei benutzen wir das, was uns durch Erfahrung, Erziehung und durch unsere charakterliche Ausprägung naheliegt. Diese eigenmächtigen Ergänzungen sind oft fehlerhaft.

      Eine Lösung währe m. E., nicht so viel leeres Stroh zu labern, dafür um so mehr Sorgfalt für wichtige Informationen aufzuwenden. Und sich dann auch Muße für Poesie und gute Literatur zu nehmen.

      LG, Ismael

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  3. Oftmals kann dieses selbst zusammengefügte Bild aber auch falsch sein, oder? Ich persönliche brauche und nutze klare Ansagen, die keinen Raum für Spekulationen lassen.

    Deine letzten 2 Sätze kann ich ganz und gar unterschreiben. Wobei ich finde, dass manche Wörter alleine schon pure Poesie sind.

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    1. Natürlich kann das ergänzte Bild falsch sein. Ich bin geneigt, zu behaupten, dass das sogar meistens der Fall ist. Deswegen sind auch so viel Korrekturen nötig. Leider.

      Ja, Worte können selbst Poesie sein. Z. B. ist "Schnirkelschnecke" eines meiner Lieblingswörter. ;-)

      LG. Ismael

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    2. Schnirkelschnecke ist sehr schön. Ich fand schon immer superkalifragilistikexpialigetisch und Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah super!!!! Aber auch Worte wie 'melancholisch' sind toll, das klingt doch schon richtig melancholisch......


      Bereits als Kind habe ich mir vorgestellt wie wäre, wenn die ganze Welt für eine Minute still wäre. Keine Stimmen, keine elektrischen Geräte, keine Fahrzeuge. Einfach STILLE! Der Gedanke fasziniert mich weiterhin, denn ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen Angst vor der Stille haben und sich deshalb eine Geräuschkulisse verschaffen. Ja, alleine auf einer abgelegenen Insel- ich fänd's toll!

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